Normalerweise wenn ich ein Ashram besuche, geschieht das entweder im Rahmen einer Yoga Ausbildung oder weil ich meine Gäste während ihrer Reise in ein Ashram begleite.
Beides ist recht intensiv.
Das Navratri Fest
Dieses Mal bin ich für 9 Tage während des Navratri Festivals ganz für mich alleine gegangen, ohne Trainings, sondern einfach nur als spirituelles Retreat für mich selbst.
Navatri ist ein mehrtägiges religiöses Fest für die hinduistische Mutter Göttin Durga. In neun Nächten werden die verschiedenen Formen der Göttin verehrt. Am 10 Tag findet dann Dussehra statt, welches das Ende von Navratri markiert. In großen Feuern werden fast überall in Indien Ravan Statuen verbrannt, die symbolisch für den Sieg des Guten über das Böse stehen (Rama gewinnt gegen Ravan), oder es wird gefeiert, dass die Göttin Durga den Dämonen besiegt Mahishadura.
Es wird viermal im Jahr während der Übergänge der Jahrezeiten zelebriert. Das wichtigste Navratri findet im Herbst statt.
Spiritueller Rückzug
Ich hegte schon seit längeren den Wunsch, während des neuntägigen Festes in einen Ashram zugehen um in dieser Zeit meine Yoga Praxis zu intensivieren und mich körperlich, mental und spirituell zu reinigen. Dabei macht sich der geregelte Alltag in einem Ashram, mit intensiven Ritualen, Zeremonien, Meditationen und Yoga Stunden, sowie sattvischen Mahlzeiten besonders gut.
Das Parmath Niketan Ashram in Rishikesh bietet zweimal im Jahr ein Navratri Retreat an.
Da meine Teilnahme aufgrund der zweiten Corona Welle in April nicht funktionierte, hatte ich mich für das Retreat vom 7. Bis 14. Oktober angemeldet.
Heiliges Rishikesh
Rishikesh
Rishikesh bedeutet wörtlich „Ort der Heiligen Männer“. Und tatsächlich, sobald man auf der Ram Jhula Brücke den heiligen Fluss Ganges überquert, spürt man, wie Energiegeladen der Ort ist.
Sadhu
Rishikesh gilt als Yoga Hauptstadt der Welt und ist ein wichtiger Pilgerort für Hindus. Hier wo der Ganges den Himalaya verlässt, gilt ein Bad im Ganges gilt als besonders reinigend.
Das Ashram Parmath Niketan
Das Parmath Niketan Ashram ist eines der ältesten und das größte Ashram mit über 1000 Betten. Es wird von Pujya Swamiji geleitet und liegt direkt an den Ufern des Ganges. Obwohl Rishikesh selbst recht hektisch ist, mit Pilgern aus ganz Indien und der Welt, ist die große Ashramanlage eine ruhige Oase mit viel grüner Natur, Tempeln, einer Schule für zukünftige Priester, Yoga Hallen, Einem Esssaal und natürlich über hundert Zimmer.
Das Ashram ist berühmt für seine tägliche Lichtzeremonie am Ganges zum Sonnenuntergang.
Mein Yoga Retreat
Ich habe mich im Ashram sofort wohlgefühlt, obwohl ich anfangs etwas verwundert war, dass die Mahlzeiten nicht mit im „Ashram Paket“ inkludiert waren, sondern einfach in der Mensa gekauft werden. Doch bei so vielen Außerhaus-Besuchern und Gästen die kommen und gehen, kann man wohl nur so einen Überblick behalten. Zudem konnte ich so entscheiden, an welchen Mahlzeiten ich Teilnehmen wollte. Dreimal warm essen, war mir während meines Retreats nämlich zuviel.
Übrigens waren die Mahlzeiten für ungefähr einen Euro sehr günstig und lecker.
An meinem Retreat Namen 9 weitere Inder Teil. Wegen Corona wird das Ashram gerade sehr zahlreich von indischen Pilgern besucht, ansonsten sind die westlichen Gäste hier wohl sehr zahlreich.
Ich habe es sehr genossen, im Ashram unter Indern zu sein, für die die Rituale und Zeremonien so selbstverständlich sind.
Der Tagesablauf
Neben den Retreatprogramm, habe ich auch meine Selbstpraxis gemacht. Im Ashram selbst wird vorallem viel meditiert, gechantet, Pranayama geübt und Zeremonien begangen. Durch meine eigene Yoga Praxis am Nachmittag, habe ich für etwas Bewegung gesorgt. Am Morgen bin ich immer früh um 5:30 zum Ganges zum meditieren.
Unsere Lehrerin Indu hat ihren Doktor in Yoga Philosophie gemacht und es war mir eine große Bereicherung an ihren Stunden teilnehmen zu können, die sehr einfach in der Form, aber sehr intensiv in der Praxis waren.
5:00 Aufstehen und Morgenroutine
5:30 Meditation am Ganges
6:30 Yoga Stunde
8:00 Feuerzeremonie
8:30 Frühstück
Freizeit zum Selbststudium, Spaziergänge und Badem im Ganges, Mittagessen, Ruhe
15:45 Mantra Chanten
17:00 Yoga Praxis
18:00 Arti Zeremonie am Ganges
19:00 Satsang mit Swami ji
19:30 Abendessen
Entspannung pur
Ohne Ausbildung und Arbeit, war dieser Ashramaufenthalt sehr entspannt. Das frühe aufstehen ist wohl der härteste Teil gewesen, aber ich bin auch relativ früh ins Bett gegangen.
Nun sitze ich gerade in einem Café mit Blick auf den Ganges in Rishikesh und fühle mich nach meinem Retreat sehr klar, gereinigt und in mir ruhend. Ich hoffe, dass ich zumindest einen Teil dieser intensiven Praxis mit in meinen Alltag zurück nach Shimla nehmen kann.
Hör doch einmal in die letzte Chalo India Podcast Episode rein, da erzähliche ich etwas mehr über indische Ashrams udn gebe ein paar Tipps und Hinweise.