Mount Everest

Auf meinen Flug von Mumbai nach Istanbul habe ich  nun endlich den neuen Everest Film über das tragische Unglück 1996, bei der unzählige von Bergsteigern ihr Leben ließen.

Mir ist die Geschichte gut bekannt, war das Buch „In eisigen Höhen“ von Jon Krakauer, dass über dieses tragische Ereignis berichtet, doch mein Einstieg in die Welt der Berge und hat meine Leidenschaft für diese entfacht! Komisch, ich weiß!

Einen Reiz hatte der höchste Berg der Welt (8848 m) bei mir jedoch nie ausgelöst! Ganz im Gegenteil, mit der Zeit in der ich selbst meine Erfahrungen im Himalaya sammeln sollte und sogar Gipfel bestiegen habe, hat sich sogar eine Abneigung dafür entwickelt!

Nicht für den Berg, sondern viel mehr, was mit dem so machtvollen Berg gemacht wird!

Für mich ähnelt der Stil, in dem so viele Menschen nun den höchsten Punkt der Erde erklimmen, einer Vergewaltigung des Berges, die großen Schaden hinterlässt.

Da der Everest ohnehin kein besonders technisch anspruchsvoller Gipfel ist, bleibt dem gut bezahlenden Kunden, nicht mehr viel zutun, als sich selbst auf den Gipfel zuziehen!

Heutzutage werden die Menschen für einen relativen hohen Preis regelrecht auf den Berg getragen. Die eigentlichen Helden, die Sherpas, befestigen nicht nur Seile und Leitern, sondern bringen Sauerstoffflaschen auf den Berg, errichten die Zelte und kochen das Essen.

Natürlich gehört trotzdem ein großes Maß an Fitness dazu! Auf über 5000 Meter zu sein ist kein Kinderspiel und der Bereich oberhalb von 7000 Metern wird Todeszone genannt! Hier ist der Mensch nur wenige Stunden in der Lage zu existieren!

Schlechte Wetterbedingungen stellen zusätzlich große Gefahr da!

Dennoch, unter Bergsteigen stellt der Mount Everest eigentlich keinen großen Reiz da, außer dass er eben der Höchste Berg der Welt ist.

Ansonsten sind oft niedrigere Berge, die dafür aber technisch anspruchsvoll sind oder gar nie bestiegen wurden, viel beliebter bei „wahren Bergsteigern“.

Gerade der Film hat noch einmal gut verdeutlicht, wie schrecklich die Situation am Everest eigentlich ist.

Dabei möchte ich noch nicht einmal auf den ökologischen Schaden eingehen, der hier durch die vielen Bergsteigertouristen ensteht!

Was mich viel mehr schockt, ist die Art und Weise, wie die Bergsteiger sich untereinander verhalten!

Es scheint ein starkes Konkurrenzgefühl, Arroganz, ja gar ein Wettkampf zu geben, der mich sehr erschreckt!

Ich habe das Bergsteigen als einen Teamsport kennengelernt, bei dem das Miteinander zählt und die eigentliche Besteigung dem Gemeinschaftsgefühl wegen in den Hintergrund tritt!

Nur ein gemeinsamer Aufstieg, kann erfolgreich sein!

Der jährliche „Stau“ auf dem Everest, besonders im Mai (hier gibt es ein sehr gutes Wetterfenster), ist für jeden Bergsteiger gefährlich: man gerät nicht nur in Zeitverzug, vergeudet seinen Sauerstoff und schafft es in der Schlange oft nicht zum Gipfel. Nein, wie das Unglück im Mai 1996 zeigte, führ dieser Stau zum Tod!

Die Expeditionsteilnehmer bezahlen oft einen hohen Preis um an einer Everest Expedition teilnehmen zu können. Da stehen die Veranstalter natürlich unter Druck. Zum einen um möglicht eine große Erfolgsquote nachzuweisen, zum anderen natürlich auch dem Kunden gegenüber!

Oft treffen dann selbst die erfahrensten Bergsteiger verheerende Entscheidungen, lassen Höhen kranke Kunden weiter Klettern und halten die so wichtigen Umkehrzeiten nicht ein. So ließen auch die erfahrenen Bergführer zweier kommerzieller Expeditionsunternehmen 1996 ihr leben!

Schaut man den Film, scheint das Verhältnis zwischen der Besteigung des Mount Everest und dem eigenen Leben für dem Zuschauer in keinem normalen Verhältnis! Das Risiko seine Lieben nie wieder zu sehen, nur um den höchsten Berg der Welt zu erklimmen, koste es was es wolle, scheint zu groß!

Wie eine Sucht steht nur noch das Ziel der Besteigung vor Augen und alles andere wird nichtig, wodurch elementare Fehler begangen werden!

Bergsteigen ist nicht nur die Besteigung eines Berges, sondern beinhaltet auch, wichtige und richtige Entscheidungen treffen zu können, selbst wenn es bedeutet, nicht ganz oben zu stehen. Ein wahrer Bergsteiger hört auf dem Berg und erklimmt ihn sanft und mit „Zustimmung des Berges“. Nie sollte man sich gegen den Berg stellen, der in so vielen Religionen eine göttliche Bedeutung hat. Nicht ohne Grund wird der Mount Everest von den Tibetern Chomolungma genannt, was göttliche Mutter der Berge bedeutet.

Man muss sich diesen bergen also sanft nähern und nicht Schindluder mit ihnen Betreiben, sowie es meiner Meinung nach am Everest passiert.

Im Film kam die Frage unter den Bergsteigern auf, warum sie gerne den Everest besteigen wollen. Antworten waren „ weil er halt da ist“, „Weil es wunderschön ist“oder um „die Sieben Gipfel komplett zumachen“.

Traurige antworten, finde ich. Viel schöner fand ich etwas später im Film, als gesagt wurde, in den Bergen sei er glücklich, während das normale Leben ihm eher dunkel und deprimierend erscheint!

So geht es mir auch! Ich mag es ein Ziel zu haben, in den Bergen zu sein, Leistung zu zeigen, oben zu stehen und nicht mehr weiter zu können! Wunderschön ist es eigentlich nur bei klarer Sicht und ganz oben auf dem Gipfel, ansonsten ist so eine Besteigung viel mehr „Leiden“, wie auch so schön im Film gesagt wurde. Pures Leiden: Es ist bitterkalt, man bekommt kaum Luft, kann nicht gut schlafen und jeder Schritt ist eine Qual.

Dennoch üben in vielen von uns Berge eine wunderbare Magie und Anziehungskraft aus. Und mich machen sie tatsächlich glücklich.

Doch um dieses Glück und pure Freude zu erfahren, braut es nicht unbedingt Everest. Wir haben so viele schöne Berge in dieser Welt.

Ich selbst habe zum Beispiel keinen Qualitätsunterschied zwischen einem Fünftausender oder Sechstausender gespürt! Die Freude war die gleiche!

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