Ein Tipp zum „ Tip“ – Wieviel Trinkgeld gibt man in Indien

Trinkgeld in Indien

Bei vielen meiner Gäste besteht große Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Geben von Trinkgeld während ihrer Indienreise. Oft steht ein großes Fragezeichen auf der Stirn und nicht selten werde ich gebeten, Empfehlungen zum „ Tippen“ zu geben.

Dementsprechend durfte ich mir zum Thema schon öfter einmal Gedanken machen und werde meine Überlegungen zum „richtigen Tippen“ hier einmal mit euch teilen. Dazu gibt es dann auch ganz konkrete Richtlinien zum Trinkgeld am Ende des Artikels.

Was ein Trinkgeld überhaupt ist?

Ein Trinkgeld ist keine Bezahlung, sondern eher eine Anerkennung für außergewöhnliche Dienstleistungen und ein Ausdruck von Dankbarkeit für die Schaffung eines ganz besonderen Reiseerlebnisses.

Mit dem Guide steht und fällt oft der Erfolg der Reise

Hier ein paar Beispiele:

Der Reisebegleiter ist besonders freundlich gewesen und ist auf individuelle  Wünsche  eingegangen, wodurch im sogar ein wenig mehr Arbeit entstanden ist und hat dafür gesorgt, dass man sich weniger als Kunde, sondern vielmehr als Freund gefühlt hat.

Der Fahrer war sehr umsichtig und sicher, hat Stopps an guten Raststätten mit sauberen Toiletten eingelegt, war immer pünktlich und hat das Fahrzeug in einen ausgesprochen guten Zustand gehalten.

Der Kellner hat charmant und mit Freude serviert und gute Empfehlungen ausgesprochen.

Beim Kochkurs wurde viel gelacht, man hat persönliche Einblicke bekommen und sich wie zuhause gefühlt und es wurde sogar noch zusätzlich das Lieblingsgericht gekocht.

Der Guide hat kundig durch das Monument geführt, hat sich Zeit für schöne Fotos genommen und ist auf Fragen eingegangen.

Wurde also ein Mehrwert der Dienstleistung allein durch die Person an sich geschaffen, darf gern großzügig getippt werden.

Kein Trinkgeld hingegen sollte gegeben werden, wenn wirklich nur der „Job“ erledigt wurde. Ohne großen Energieeinsatz, ohne Leidenschaft, ohne wirkliches Interesse an den Gast.

Erwartungen an Trinkgeld

Fahrer werden oft nicht gutbezahlt und sind leider auf Kommissionsgeschäfte und Trinkgelder angewiesen

Leider ist es in vielen touristischen Ecken Indiens der Fall, dass Fahrer, Kellner oder Guides eine sehr geringe Bezahlung erhalten, weil angenommen wird, dass zusätzliches Geld sicher durch Trinkgeld und Kommissionsgeschäfte „ verdient“ wird. Ein großzügiger Tipp wird regelrecht erwartet. Das kann dann oft eine unangenehme Situation hervorrufen und einen unschönen Beigeschmack haben, was das positive Reiseerlebnis schmälert.

Ein Freund von mir arbeitete einmal eine Saison als Kellner in Goa und hatte inklusive sehr einfacher Kost und Logis nur 4000 rs im Monat (weniger als 50 €) erhalten. Es wurde davon ausgegangen, dass zusätzlich großzügig Trinkgeld erhalten werden würde.

Wir versuchen bei Chalo! Reisen ausschließlich mit Unternehmen zusammen zu arbeiten, die ihre Angestellten fair bezahlen. Die meisten Dienstleiter arbeiten mit uns direkt und werden gut bezahlt. Das führt dazu, dass die Arbeit mit Freude und Energie gemacht wird.

Günstiges Reiseland Indien

indische Rupien

Indien ist ein Verhältnismäßig günstiges Reiseland, weil die Arbeitskraft recht preiswert ist.

Ein Fahrer verdient im Monat etwas 15000 Rupien, also in etwa 180 €. Ein Helfer bei einer Trekking Tour zwischen 500 und 1000 Rupien ( 6 bis 12 € )am Tag und ein Guide, je nach Expertise zwischen 1500 und 4000 Rupien, also zwischen 18 und 50 €, am Tag. Wobei sich die Freelancer natürlich nie ihrer Arbeit sicher sein können.

Diese Löhne in der Tourismus Branche liegen noch weit über das durchschnittliche Einkommen von einfachen indischen Arbeitern, die oft mit 8000 bis 15000 Rupien im Monat auskommen.

Tippen tut uns nicht weh

Und dennoch sind die Gehälter für uns vergleichsweise sehr gering. Während uns ein paar Euro mehr oder weniger nicht auffallen, kann es für einen Inder die Sicherstellung der Ernährung seiner Familie für einen Tag bedeuten, oder hilft zum Sparen für das Schulgeld der Kinder.

Es ist wichtig, dass die ausländischen Gäste beim Buchen von Dienstleistungen von den Indern nicht übers Ohr gehauen werden und  eine  fairen Preis zahlen. Handeln ist dabei natürlich erlaubt. Am Ende kann man dann jedoch wieder etwas großzügiger werden und gern ein paar Rupien am „Mann oder Frau“ lassen. Das hat dann auch den Vorteil, dass man weiß, dass das zusätzliche Geld wirklich an den Arbeiter geht und nicht den Besitzer des Geschäfts, der meist eh schon sehr gut verdient.

Angestellter vs. Besitzer

Rekha schafft mit ihren Kochkursen einmalige Indien Erlebnisse. Sie spart für die Ausbildung ihrer Kinder

Beim Tippen macht es tatsächlich einen Unterschied, ob der Besitzer des Unternehmens der Dienstleister ist, oder ob die Tätigkeit durch einen Angestellten oder Freelancer ausgeführt wird.

Der Unternehmer verdient schließlich schon ganz gut von der Dienstleistung. Der Arbeiter bekommt meist nur ein kleines Gehalt oder einen geringen Lohn.

Natürlich weiß man als Gast nicht immer, ob man gerader vom Eigentümer begleitet wird oder nicht. Wer jedoch mit uns bei Chalo Reisen unterwegs ist, dem geben wir hin und wieder den Hinweis.

Das bedeutet übrigens nicht, dass nicht auch der Unternehmer ein kleines Trinkgeld verdient hat, wenn auch er außerordentlich seine Dienstleistung erfüllt.

Trinkgeld geben als inneres Bedürfnis

Tatsächlich wird es dir während der Reise passieren, dass du wirklich aus vollem Herzen eine kleine Anerkennung geben möchtest. Immerhin hat dich die Person ja nun ein Stück deines Lebens begleitet und dazu auch noch einer der schönsten Zeit des Jahres.

Oft entstehen enge Bindungen und freundschaftliche Beziehungen, wobei die Kontakte über die Reise hinaus bestehen bleiben.

Man hat gemeinsame Erlebnisse, ist in einen schönen Austausch gekommen und hat gemeinsam gelacht. Bei manchen Reisen passiert darüber hinaus sogar noch so viel mehr. Sei es bei einem Yoga und Ayurveda Retreat, wo viel Heilung passiert ist und Erkenntnisse gewonnen worden, ein Homestay Besuch, wo man zum Teil der Familie wurde oder eine sportliche Himalaya Trekking oder Fahrradreise, bei der man gemeinsam sportliche Ziele erreicht hat und auch Herausforderungen zusammen gemeistert hat.

Trinkgeld ist nicht nur Geld

Geld als Anerkennung der Leistung zu geben, kommt immer gut an. Schließlich kann damit frei verfügt werden. Doch gern darf die Geste des „Tips“ auch mit kleinen persönlichen Geschenken, Mitbringsel oder Karten emotional aufgewertet werden.

Trekking Guides freuen sich auch immer über gute Wanderschuhe, Taschenmesser und Stirnlampen

Manchmal werden auch besondere und nützliche Gebrauchsgegenstände in guter Qualität da gelassen, die sich der Dienstleister  entweder nicht leisten könnte oder die es so in Indien auch gar nicht gibt.

Die eigenen Trekkingschuhe, Fahrradtrikots, Taschenmesser, Stirnlampen, Jacken, Sonnenbrillen oder auch Pflegeprodukte kommen immer gut an.

Der Vorteil: Man hat dann auch wieder mehr Platz im Gepäck für extra Shopping in Indien.

Wie viel Trinkgeld gibt man

Natürlich gibt es Unterschiede in der Summe des Trinkgeldes. Dem Kofferträger gibt man anders, als dem Bergführer, der einem 2 Wochen begleitet hat. Jetzt einmal ganz übertrieben dargestellt.

Auch wird ein Student auf seiner mehrmonatigen Backpackerreise anders Trinkgeld geben, als ein wohlhabender Gast auf seiner zweiwöchigen „ All Inklusive“ Reise.

Ein Guide wird von einer Gruppe mehr Trinkgeld erhalten, als von einem Alleinreisenden.

Tippen in der Gruppe

Bei einer Gruppenreise macht es Sinn, sich schon gleich am Anfang der Reise zum Trinkgeld abzusprechen. Oft wird sich auf einen festen Preis pro Person geeignet und dann eine Person festgelegt, die dann aus der Gruppenkasse die Trinkgelder an Kellner, Fahrer, Guides zahlt. Diese Aufgabe kann sogar manchmal von der Reiseleitung übernommen werden, die sich mit den üblichen Trinkgeldern am besten auskennt.

Bei einer Gruppenreise am besten für das Trinkgeld zusammenlegen

Bei Reisen, wo man länger durch einen Fahrer, Reiseleiter, Bergführer und Team begleitet wird, kann man sich dann am Ende der Reise absprechen und je nach Zufriedenheit die Trinkgeld Beträge festlegen und sammeln.

Der Tipp zum „Tip“

Lasst uns nun endlich konkreter werden und ein paar Zahlen nennen. Bitte denkt daran, dass diese Beträge nur Richtlinien sind und von Teilnehmerzahl, Zufriedenheitsgrad, finanzielle Mittel und Dienstleistung abhängig sind. Übrigens muss nicht nur in Rupien getippt werden, auch in Euro Banknoten kann ein Trinkgeld gegeben werden. Nach oben sind übrigens keine Grenzen offen. Manchmal haben Gäste die Befürchtung, zu viel zugeben und nicht landesgerecht zu tippen. Das kann eigentlich nicht passieren, denn für Freude sorgt ein hohes Trinkgeld immer. Was eher unangenehm ist, wenn mit großzügiger Geste eher viel zu wenig gegeben wird oder trotz hervorragender Leistung gar nichts.

Um das einigermaßen richtig einschätzen zu können, hier ein paar Richtlinien:

Kellner5-10%
Personal in der Unterkunft (Wäscherei, Wächter, Koch, Kellner, Reinigungsservice, Kofferträger, Rezeption, Masseusen )10-50 Rupien für einzelne Leistungen, 100-500/1000+ Rupien nach einem längeren Aufenthalt
Guides/Fahrer/Dienstleister für 1-2 Stunden50-200 Rupien
Guides/Fahrer /Dienstleister für ½ Tag200-500+ Rupiens
Guides/Fahrer/Dienstleister für pro Tag500-1000 Rupien
*85 Rupien entsprechen ca. 1 €

Ich hoffe dieser Beitrag ist hilfreich für eure nächste Indienreise. Lasst euch nicht von diesem Thema Stressen, sondern seht es vielmehr als Chance, Anerkennung und Dankbarkeit zeigen zu können.

Wer noch ein wenig tiefer in das Thema einsteigen möchte, kann sich auch den Podcast zum Thema anhören.

Viel Spaß dabei.

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