Wenn Kinder vor Freude juchzen, Frauen anfangen die Wäsche zuwaschen und die Männer sich beginnen auf der Straße einzuseifen- dann ist Monsun in Rajasthan!
Mir ist der Monsunregen nach 6 Jahren Indien natürlich nicht fremd, dennoch überrascht mich seine Heftigkeit und Intensität immer wieder auf’s Neue!
In Himachal, dem Bergstaat in dem ich lebe, gibt es den Monsunregen natürlich auch. Besonders in den Monaten Juli und August, kann man ihm kaum entgehen. Dann sind die Berge wolkenverhangen, die Straßen werden zu kleinen Bächen und es gibt auch den ein oder anderen Erdrutsch.
Doch selbst in der Monsunzeit regnet es hier nicht täglich und auch im restlichen Teil des Jahres sind Niederschläge in den bergen nichts ungewöhnliches, sodass der Monsun irgendwie einem normalen Regen gleicht. Hinzu kommt, das sich unsere Reiserouten in der Monsunzeit mehr Richtung Norden verschieben- in die Hochgebirgsebenen, wo der Regen erst gar nicht hinkommt.
Also, was ich zum Ausdruck bringen möchte ist, dass an mir die Regenzeit irgendwie immer vorbei geht, außer ich Reise in das indische Flachland!
Wer schon einmal in Indien war, weiß, dass es hier ziemlich warm und ziemlich trocken ist. Vorallem in Rajasthan sieht man kaum einen Tropfen Wasser, es sei denn es ist die Schweißperle auf der Nasenspitze.
Die Menschen sehnen den Regen regelrecht herbei um endlich die ausgedörrten Felder bestellen zukönnen.
Ein regelrechter Erleichterungsseufzer ertönt im ganzen Land, mit eintreffen des ersten Monsunregens.
Doch dieser Regen ist nicht einfach nur ein Regen. Nein, er kommt in aller Plötzlichkeit und mit gewaltiger Heftigkeit. In sekundenschnelle ziehen sich dichte Wolken zusammen und lassen dann gewaltige Wassermassen auf den Erdboden nieder. Man kann keinen Tropfen, nicht einmal Wasserpfäden ausmachen, sondern es sind wie Eimer voller Wasser, die ausgekippt werden!
Auch die Lautstärke ist enorm! Während man sonst vorallem Hupgeräusche und den Verkehr wahrnimmt, verschwindet diese Geräuschkullisse unter dem rauschenden Regen der auf Metalldächer niederprasselt.
Die städtische Infrastruktur in Indien ist für solch einen Regen nicht gemacht. Und obwohl der Monsun jährlich fast auf den Tag genau immer wieder kommt, scheinen die Inder selbst über die heftigen Regengüsse überrascht.
Es gibt kein richtiges Abflusssystem und so stehen ganze Großstädte unter Wasser. Straßen werden zu Flüssen , in deren hüfthohen Wasser der Verkehr aus Mensch, Auto und Kuh zum erliegen kommt. Stromausfall in der Monsunzeit ist der Regelfall. Die Decken der Häuser können den Regen nicht mehr halten und es tropft einfach durch, hinein ins Zimmer! Auch Züge können nicht mehr fahren- denn außerhalb der Städte kann der ausgedörrte Boden so schnell das Wasser nicht aufnehmen und es kommt zu Überschwemmungen im ganzen Land.
Doch die Menschen sehen’s nicht so tragisch, sondern freuen sich über das kühlende Nass und machen das beste draus. In den blasenwerfenden Fützen spielen Kinder und alles, was mal wieder gesäubert werden muss, ob Gegenstand oder Mensch, wird hinaus gebracht und ordentlich eingeseift.
Auch ich habe es aufgegeben mich unterzustellen um auf das Regenende zuwarten und tanze mit den Kindern im Regen. Natürlich bin ich innerhalb weniger Sekunden durchtränkt, doch was macht es schon. Kalt ist es nämlich nicht!
Und so schnell wie der Monsunregen kommt, verschwindet er dann auch wieder. Die ersten Wolkenlöcher tuen sich auf und die intensiven Sonnenstrahlen trocknen in wenigen Minuten unsere nassen Kleider und alles scheint so, als wäre nichts gewesen- bis zum nächsten Wolkenbruch!