Trekking ist nicht gleich Trekking. Es gibt Trekkingrouten mit gut ausgebauten Pfaden und Wegmakierungen, Treks mit Teehäusern, Unterkunft und Verpflegung auf dem Weg, es gibt Touren in niedriger Höhe und es gibt den Bara Banghal Trek. Ein Trek, auf dem für mehrere Tage zwar auf jede Menge Ziegen und Schafe, jedoch auf keine Zivilisation, stößt, ein Trek auf dem es über Gletscher, Fels und auch mal durch Ziegenschei… auf bis zu 4700 Meter geht, ein Trek bei dem die Wege hin und wieder durch Erdrutsche verschüttet sein können, ein Trek, bei dem man je nach Wetterlage und Situation auch einmal flexibel sein muss.
Trek, der im Kullu Tal von Manali startet und über zwei Pässe in das Kangra Tal führt, trägt seinem Namen aufgrund des sich auf halber Strecke befindenden, abgelegenen und nur in mehreren Tagen zu Fuß erreichbaren Dorfes Bara Banghal. Ein wahres Highlight während des Treks, das zu einem Ruhetag einlädt, aber dazu später mehr.
Der Trek könnte aber genauso gut Schäfer Trek genannt werden, denn die Route ist aus alten und n Schäferpfaden zusammengesetzt, oder auch nach den beiden über 4600 Meter hohen Pässen Kalihani und Thamsar, oder auch Himalaya Trek, durchquert man doch ein gutes Stück des höchsten Gebirges der Welt und hat Blicke auf mehrere 6000 Meter Gipfel.
Der Bara Banghal Trek ist mein persönlicher Lieblingstrek! Ich liebe es für mehrere Tage mein normales Leben hinter mir zulassen und nur noch mein kleines Trekkingteam, Berge, Flüsse, Bäume und Schnee um mich herum zuhaben. Bei 12 Tagen kann man so richtig abschalten und sich auf das wesentliche konzentrieren, nämlich Laufen, Essen, Schlafen und dabei die herrliche Bergwelt genießen.
Der Bara Banghal Trek ist sportlich fordernd. Zweimal geht es über hohe Bergpässe. Der Kalihani Pass, der Manali von Bara Banghal trennt, ist 4700 Meter hoch, der zweite Pass zwischen Bara Banghal und Bir, dem Endpunkt des Treks im Kangra Tal, ist ca 4600 Meter hoch.
Es gilt also viele Höhenmeter zubewältigen, selbst dazwischen geht es oft auf und ab und die tägliche Streckenlänge von 4 bis 8 Stunden ist zwar nicht übertrieben lang, aber auf dauer doch ordentlich.
Der Bara Banghal Trek erfordert ein einheimisches Team. Wie bereits erwähnt, ist der Trek keine für Trekker erdachte Route, sondern eine Kombination aus alten Schäferpfaden, die mal mehr oder weniger ersichtlich sind oder manchmal auch gar nicht mehr vorhanden sind.
Immer wieder müssen Flüsse an den richtigen Stellen überquert werden, oben auf den Pässen kann man auch plötzlich im Nebel verschwinden und dann sieht man selbst die eigene Hand vor den Augen nicht mehr und es gibt Gletscher, die ihre natürlichen Gefahren bieten.
Auch ein Pferdemann mit Lastpferden und ein Koch machen Sinn, denn für zwölf Tage Verpflegung auf und ab die Berge, sowie Zelt, Schlafsack und Kochutensilien zutragen, macht dem Rücken dann irgendwann keinen Spaß mehr und der Koch sorgt für die kulinarische Abwechslung und einen guten Einblick in die indische Küche. Ach, es macht auch einfach Spaß, am Nachmittag gemeinsam im Küchenzelt zusitzen, gemeinsam das Abendessen vorzubereiten und dabei Geschichten auszutauschen. Nach zwölf Tagen hat man seine indischen neuen Freunde dann so ins Herz geschlossen, dass es noch ein wenig trauriger ist, das der Trek vorbei ist.
Neben der großen Anzahl an Schäfern, die man mit ihren Herden auf dem Weg trifft und die nicht nur für etwas Unterhaltung sorgen, sondern immer gern frische Milch, Lassi und Fleisch eintauschen, ist das Dorf Bara Banghal ein ganz besonderes Highlight auf dem Trek.
Es ist schon irgendwie schön, während des Treks Ziele zu haben und während diesen zwölftägigen Trek hat man neben den beiden Pässen, Seen, kleinen Gipfeln, Flüssen, Schäfern und herrlichen , auch noch ein Dorf mit Menschen, die völlig abgeschieden mitten im Himalaya noch auf ganz traditionelle Weise als Farmer und Schäfer leben. 300 Seelen beherbergt die kleine Gemeinschaft am Flusse Ravi, zwischen zwei Pässen auf 2500 Meter gelegen.
Elektrizität gibt es nicht, die Häuser sind inklusive Dach komplett aus Holz erbaut, man pflanzt hier Kidneybohnen, Kartoffeln, Erbsen, etwas Gemüse für den eigenen Bedarf und auch hier und da etwas Cannabis an. (Im Winter ziehen die Menschen über den Kangra Pass nach Bir um das ein oder andere Produkt zuverkaufen). Außerdem hat man Kühe, Schafe und Ziegen. Obstbäume und kleine Gärten befinden sich zwischen den Häusern und sind liebevoll gepflegt und es gibt sogar eine Schule auf der anderen Seite des Flusses.
Die Menschen sind sehr freundlich zu uns, schenken uns Erbsen und einen Kürbis für unser Abendbrot und zeigen uns aufgeschlossen ihr Dorf. Kinder folgen uns, wie dem Flötenspieler von Hameln, man reicht uns blaue Beeren, die an Bäumen wachsen und uns an Heidelbeeren erinnern, unser Guide lässt sich in ein Kricketspiel an dem Dorfbaum verwickeln und wir schauen den Frauen bei ihrer Näharbeit zu, während diese in einer Schlange auf ein wöchentliches Telefonat mit dem Satelliten Telefon warten.
Uns gefällt es hier und der Tag Pause, nach sechs Tagen Marsch von Manali macht Sinn. Besonders die letzten beiden Tage nach der Passüberquerung waren etwas anspruchsvoller und länger und nun tut das nichts tun einfach gut. Außerdem machen wir Yoga, malen, üben uns in der indischen Kochkunst und waschen nicht nur uns, sondern auch unsere Kleidung.
Wir haben Glück mit dem Wetter. Im September, kurz nach der Monsunzeit ist der Himmel klar, die Sicht ausgezeichnet und die Sonne noch immer warm.
Wir verlassen Bara Banghal um die zweite Hälfte des Treks anzugehen. Es gilt den Thamsar Pass zuüberqueren und im Basislager wird uns bewusst, dass wir mitten im Himalaya sind und dass das Bergwetter hier in Minutenschnelle sich verändern kann. Plötzlich ziehen Wolken auf, es wird dunkel und fängt an zuschütten. Gut das wir über Nacht sicher in unseren Zelten sind.
Am nächsten Morgen hört der Regen auf und wir stellen fest, dass es weiter oben sogar geschneit hat. Noch so früh im September hat die scheinende Sonne noch Kraft und der Schnee schmilzt schnell. Später im Jahr kann so ein Wetterumschwung, dass Ende des Treks, oder mehrere Tage oder Wochen Aufenthalt im Dorf Bara Banghal bedeuten, denn Pferde können bei Schnee die Pässe nicht mehr überqueren.
Doch wir haben Glück. Es wird sonnig und wir überqueren Pass Nummer Zwei.
Unser letztes Camp errichten wir in Billing- angeblich der zweitbeste Ort fürs Paragliding und tatsächlich hat ihr im letzten Jahr sogar der World Cup im Paragliding stattgefunden. Es macht Spaß, die bunten Paraglider hinab nach Bir fliegen zusehen, dennoch entscheiden wir uns, die letzte Etappe hinab nach Bir am nächsten Tag doch zu Fuß zugehen.
Der Bara Banghal Trek ist wirklich etwas ganz besonderes und sollte entweder Anfang Juli vor der Monsunzeit, oder Anfang September, kurz nachdem Monsun unternommen werden. Ansonsten ist es Aufgrund des Schnees kaum möglich, die hohen Bergpässe zuüberqueren.
Trotz der Schönheit des Treks, mit täglich wechselndem Panorama und Landschaften (Wälder, Blumenwiesen, Schafweiden, Gletscher, Moränen, Felsen, Felder, Geröll etc.) wird der Bara Banghal Trek nur von wenigen Trekkern im Jahr unternommen, selten sind es mehr als 5 Trekkinggruppen pro Saison. Für mich ist gerade diese Seltenheit des Treks ein weitere großer Pluspunkt. Wir selbst sind während der zwölf , auf keine weiteren Trekker und ausschließlich auf Einheimische und Schäfer gestoßen.
Unsere kleine Gruppe bestehend aus unserem Gast Anja, unserem Bergführer Jogi, Ashok, dem Koch, dem Pferdemann Jogender mit seinen fünf Pferden und mir selbst, ist in dieser Zeit zu einem tollen Team zusammengewachsen und das Ende des Treks fiel uns allen schwer! Der Bara Baghal Trek bedeutet Gemeinschaft, Teamwork, Flexibilität, Unterstützung, Durchhaltevermögen und Vertauen. Vielen Dank für diese Tolle Zeit!
Hier der Link zur Bara Banghal Trekking Reise mit uns.