Wieder einmal ist es Zeit für einen kleinen Rückblick. Dieser bericht deckt die Monate Dezember/Januar ab, liegt also fast genau 9 Jahre zurück. Die beschriebene Reise mit meiner Familie ist übrigens das Vorbild für meine zweiwöchige „Reise durch das Herz Indiens“ in Madya Pradeh und liegt mir persönlich deswegen ganz besonders am Herzen.
So, es ist mal wieder so weit für einen Bericht von mir.
Die Letzten 2 Monate auf Arbeit waren wirklich anstrengend. Die Kinder sind uns in dieser Zeit so ans Herz gewachsen, dass wir jeden Tag alles gegeben haben, um ihnen eine besonders schöne Zeit im Center zu bereiten und sind nach diesen intensiven drei Stunden immer fix und fertig gewesen, wenngleich, so muss ich hinzufügen, diese Erschöpfung eine Positive und Erfüllende ist. Es bereitet uns so unheimlich große Freude, wenn die Kinder schon gleich morgens uns entgegen laufen, um uns mit einem breiten lächeln ein „Good morning, Mam“ zu wünschen und uns an die Hand nehmen und ins Center führen.
Im Morgenritual, das bisher aus einem Gebet, Nationalhymne und Zählübungen bestand, haben wir nun einen festen Bestandteil eingenommen. Im Anschluss daran singen wir mit ihnen Englische Lieder, zu denen wir uns Bewegungen ausgedacht haben. Ganz begeistert sind sie von einer Reihe von Bewegungen in denen wir den Start in den Tag bis zum Schulweg nachspielen.
Nachdem wir festgestellt haben, das die Kinder auf sehr unterschiedlich weiten Levels in den einzelnen Klassen sind, haben wir uns dazu entschieden, uns von unserem Frontalunterricht zu verabschieden um stattdessen die Lehrerinnen dabei zu unterstützen, den Kindern individuelle Aufgaben zu stellen. Dabei regen wir auch oft zu neuen Methoden an, wie Hindi und Englisch zu kombinieren oder die Tafel und Arbeitsblätter einzubeziehen.
Das Center hat sich mittlerweile zu einem richtig kleinem Kinderparadies entwickelt, nach dem wir von unserem Projektmittelgeld viel Spielzeug gekauft haben. Allmählich gewöhnen sich die Kinder an die permanente Anwesenheit von Spielsachen und lernen mit ihnen zu spielen.
Bei vielen Kindern merkt man, das sie einfach nur viel Liebe und Zuneigung brauchen, oft nehmen wir diese Kinder in den Arm und kuscheln mit ihnen. Andere hingegen benötigen Aufmerksamkeit. Indem wir den Kindern versuchen, das zu geben, was sie brauchen, schaffen wir es mittlerweile selbst den zurückhaltensten Jungen munter werden zu lassen, es gibt weniger Tränen und die neuen Kindern scheinen weniger Schwierigkeiten zu haben sich einzugliedern.
Dennoch gibt es auch Kinder, die uns immer noch sorgen bereiten. Immer noch sitzen sie einfach nur auf den Boden und schauen ganz verstört auf das umliegende Geschehen. Wir versuchen ihnen behutsam näher zu kommen.
Desweiteren haben in der letzten Zeit zwei von ABHAS geplante Ausflüge zu einem Spielplatz und in den Zoo stattgefunden. Die Kinder waren jedes Mal sehr aufgeregt, ihr Dorf zu verlassen und in die Stadt zu fahren.
Der Tag auf dem Spielplatz war wunderbar. Viele der Kinder hatten noch nie in ihrem Leben eine Rutsche oder Wippe zu Gesicht bekommen und haben sich so richtig ausgetobt. Auf der Fahrt zurück sind alle ganz erschöpft eingeschlafen, das war so süß!
Der Ausflug in den Zoo verlief ähnlich erfolgreich. Die vielen Tiere, die die Kinder zu Gesicht bekommen haben, waren noch Ewigkeiten danach in ihren Köpfen. Besonders Die Löwen, Elefanten und Tiger haben sie fasziniert!
Außerdem haben wir in der Weihnachtszeit eine kleine Weihnachtsfeier organisiert, bei der wir sowohl große Spielsachen für das Center, als auch kleine Päckchen, die mit Weihnachtschokolade aus Deutschland, Schreibmaterial und Nüssen gefüllt waren, an jedes Kind verschenkt haben. Vorher hatten wir Weihnachtsdekoration mit den Kindern gebastelt, mit der wir das Center schmückten. Natürlich hatten wir während der Adventszeit auch Adventskalender, die die Kinder erst mit großen Augen beäugt und dann mit großem Ansturm geöffnet hatten.
Nach dieser anstrengenden und intensiven Zeit war ein Urlaub dringend von Nöten und den gab es auch tatsächlich, da mich meine Mutter und Schwester über die Weihnachtszeit für zwei Wochen besuchten. Unsere Reise war nicht minder anstrengend und intensiv. Wir hatten uns ein eigenes Auto inklusive Fahrer gemietet und haben so das Taj Mahal in Agra besucht, in Gwalior die in Fels gehauenen und bis zu 18 Meter großen Jain-Statuen bewundert, in dem kleinen beschaulichen, mittelalterlichen Orcha eine Raftingtour gemacht, in Khajuraho uralte Tempel mit erotischen Statuen besichtigt, sind im Bandhavgarh-Nationalpark auf Tigerjagd gegangen und haben in der heiligsten Stadt Indiens, Varanasi, eine Bootsfahrt auf den Ganges gemacht.
In Delhi fühlen wir uns mittlerweile wie Zuhause, obwohl es in letzter Zeit sehr diesig und wirklich kalt geworden ist (um die 10 Grad). Die Häuser hier sind nicht isoliert und besitzen auch keine Heizkörper. Besonders die Kinder tun mir leid, die weiter barfuß in ihren Latschen und ohne Jacke unterwegs sind. Überall sieht man kleine Lagerfeuer an den Straßenrändern um denen Männergrüppchen sitzen.
Ansonsten verbringen wir unsere Freizeit weiterhin mit Yoga und Hindi (in beidem erzielen wir ganz gute Fortschritte) und haben zusätzlich mit Tennis gestartet, was uns großen Spaß bereitet, wie sowieso unser ganzes Leben hier im wunderbaren Indien.
Bis zum nächsten Mal,
Sarah