Endlich! Nachdem ich schon ganze vier Jahre in Himachal Pradesh lebe, wurde ich nun endlich auch offiziell zu einer Hochzeit eingeladen! Mein Arbeitspartner Pinku hat sich in einem Alter von 32 Jahren nun endlich dazu entschlossen, dass es an der Zeit ist, seine eigene Familie zu gründen! Seine Familie, die schon lange darauf gewartet hat, hat ihm bei der Suche nach seiner Zukünftigen unterstützt und letzten Endes war es seine Tante, die ihm Sita aus Vaschisht vorgestellt hat. Pinku hat sich die Entscheidung nicht einfach gemacht, mehrfach hat er sich mit Sita getroffen, bis sie sie sich zusammen zur Ehe entschlossen haben.
Sita ist 22, hübsch und genau das Mädchen das Pinku gesucht hat: Zwar sie einen College Abschluss, liebt aber das einfache leben zuhause. Vaschisht ist ca. 6 km von Pinkus Dorf entfernt und liegt auf der anderen Seite des Flusses Beas. Hier war es auch, wo die Verlobungszeremonie im Juni statt fand. Die Daten für die Hochzeit (und auch für alles andere, das mit der Hochzeit zutun hat, wie Einkäufe, Holzbesorgung und Rituale vor der Hochzeit), sind nicht willkürlich gewählt, sondern werden von einem Priester aufgrund astrologischer Gegebenheiten festgelegt. Hier im Kullutal fallen die Hochzeiten meistens in den Herbst oder ins Frühjahr. Pinkus und Sitas Hochzeitdatum wurde auf den 19.10 bis zum 23.10 gelegt. Ja, richtig: 5 Tage Hochzeit!
Die eigentliche Hochzeit fand 21.10 statt. Dem sogenannten Barat. An diesem Tag geht der Bräutigam mit seinen engsten angehörigen zum Haus der Braut um sie zu sich nach hause zu holen. Auch ich war mit im Gefolge des Bräutigams, wie etwa hundert andere und in einer großen Prozession sind wir gegen 11 Uhr zum Haus der Braut marschiert.
Während das Brautpaar und die engsten Familienangehörigen sich stundenlangen Zeremonien aussetzte, feierte ich mit den anderen Gästen.
Wir tanzten einen einfachen traditionellen Tanz zur Blas- und Trommelmusik einer speziellen Musiker Gruppe. Es gab auch offizielle Tänzer in Uniform die die Folge der Tanzschritte angab. Bei diesem Tanz halten sich alle an den Händen und machen einfache Schrittfolgen während man sich im Kreis bewegt. Immer wieder wurden die Schrittfolgen variiert, was besonders Spaß machte!
Dazwischen gab es Mahlzeiten.Die Einnahme des Essens ist auch wieder etwas sehr interessantes. In Schüben setzt man sich auf ein langes weißes Leinentuch auf den Boden in einer Reihe, dann kommen Männer mit verschiedenen indischen Gerichten herum.
Während es am Vormittag verschiedene Gemüse und Brote gab, wurde am Nachmittag der ganz besondere Dham serviert. Der Dham wird nur von hoch kastigen speziellen Köchen in riesigen Kupferkesseln zubereitet und es ist eine spezielle abfolge von verschiedenen typisch einheimischen Gerichten. Da bis vor wenigen Jahrzehnten im Kullutal wenig Gemüse, sondern hauptsächlich Hülsenfrüchte angebaut wurden, besteht der Dham aus Milch und Linsengerichten. Man ist alles getrennt und hintereinander zusammen mit Reis. Ich hatte bestimmt sieben verschiedene Linsengerichte am Ende gegessen.
Gegen 4 Uhr waren die Zeremonien erst einmal beendet und endlich konnten wir das festlich geschmückte Brautpaar bewundern. Das arme Paar musst dennoch weiterhin sitzen und lächeln, da nun die Glückwünsche und Geldgeschenke von Angehörigen der Braut kamen.
Nebenbei wurde das Inventar eins gesamten Schlafzimmers draußen aufgestellt: Ein Bett, Bettwäsche, Schränke, diverse Kleidungsartikel und sogar ein Kühlschrank. Alles was mit der Braut zum Haus des Bräutigams geschickt wird.
Am Abend fand dann die Verabschiedung statt und das Brautpaar zog in Pinkus Haus, wieder mit unzähligen Ritualen, unter anderem auch im Tempel des Dorfes in dem Pinku lebt. Leider vermag ich nicht alle Rituale genau wieder zugeben. Zum einen weil ich bei vielen nicht mit dabei war, zum anderen weil ich sie nicht verstehe (auch die Einheimischen scheinen nicht genau zu wissen, wann was passiert und konnten mir nichts genau erklären), aber auch weil es einfach so, so viele sind!!! Schon allein die Rituale vor der eigentlichen Hochzeit, die für Braut und Bräutigam getrennt statt finden, sind enorm und beinhalten das bemalen der Hände mit Hennah ( Mehndi), ein bestimmtes Ritual mit einem Band, und, und, und…
Am nächsten Tag fand der sogenannte Empfang des Brautpaares statt. Das ist der Tag an dem die eigentliche Hochzeit vorbei ist und gefeiert wird. (Die Braut hat ihre erste Nacht im Hause ihrer neuen Familie verbracht) An diesem Tag kommen bis zu 3000 Gäste. Alle Gäste geben einen kleinen oder größeren Beitrag um sich an den kosten der Hochzeit zu beteiligen. Zu diesem Anlass wurden vier Ziegen geschlachtet! Es wird, sehr viel getanzt, getrunken und gegessen!
Interessanter Weise halten sich Männer und Frauen sehr getrennt auf, sowohl auf der Tanzfläche, als Auch bei der Einnahme der Speisen. Mit fortschreiten des Abends wurde die Stimmung jedoch immer ausgelassener und während wir zu einheimischer Musik tanzten, mischte es sich doch gut durch. Ich tanzte sogar mit Pinku, den Bräutigam! Selten habe ich ihn so strahlend und glücklich, wie in dieser Nacht, gesehen! Vier Stunden tanzten wir durch, bis der Sänger gegen 12 Uhr endete. Was für ein toller Tag!