Der Kedernath Tempel befindet sich auf 3585 m in der nördlichen Garwahl Region in Uttarakhand am Fuße des fast 7000 Meter hohen Kedernath Gipfels, der mit einer dichten Gletschschicht überzogen ist.
Der Kedernath Tempel ist einer der vier Hauptpilgerorte der Chota Chardhams in Uttarakhand und ist am Mandakini Fluss gelegen, einer der Zuflüsse des Ganges.
Kedernath bedeutet „Herr des Feldes“, weil scheinbar die Ernte der Befreiung hier liegt. Es ist ein wichtiger Shiva Tempel, der auch gleichzeitig einer der „Panch Kedars“ ist, also einer der fünf Shiva Tempel in den Bergen Uttarakhands. Jeder der Shiva Tempel symbolisiert einen anderen Körperteil von Shiva in Form seines Bullen Nandis, die Shiva an unterschiedlichen Orten sichtbar machte, als die Pandava Brüder Shiva versuchten auffindig zu machen, um um Vergeben für all das Leid während des Kampfes am Kurukshetra (Bhagavat Gita) zu bitten. Am Kedernath Berg zeigte Shiva seine Hufe. Es heißt die Pandavas hätten den Tempel vor 3000 Jahren erbaut, doch das wahre alter ist unbekannt.
Während der großen Überschwemmungen in Uttarakhand in 2013, wurde Kedernath zu großen Teilen verwüstet. Nur der Tempel selbst blieb fast vollständig durch den Schutz eines großen Felsen von den Gerölllawinen unbeschädigt.
Der Tempel selbst ist um einen heiligen schwarzen natürlichen Stein (Shiva Lingam) erbaut, der während der täglichen Rituale mit Milch und Kräutern begossen wird.
Nur während der Monate von April bis Oktober ist die Pilgerstätte geöffnet. Während der Wintermonate wird der Deiti (Götterstatue) etwas weiter unten in der Garwhal Region in einem Tempel in Ukhimath verehrt.
Doch während der Sommermonate herrscht auf der Pilgerroute zwischen Gaurikund und Kedernath höchstbetrieb. Der Tempel ist nur über einen 22 km (oder auch 16 km, man ist sich nicht ganz einig) langen Pilgerweg zu erreichen, bei dem man über 1500 Höhenmeter überwindet.
Es ist definitiv keine einfache Wanderung, hinzu kommen die Massen an Pilgern und nicht vorraussehbare Wetterumschwünge.
Die Route ist an sich wirklich schön und hervorragend ausgebaut. Man wandert zunächst durch eine etwas längere und schattige Schlucht am Mandakini Fluss entlang. Sobald man diesen überquert hat, erhebt sich vor einem im gleißenden Sonnenlicht der weißstrahlende Kedernath Gletscher.
Der Shiva Tempel ist wohl der bedeutsamste Tempel für die pilgernden Hindus: Ob Jung oder Alt, Gesund oder Krank, Fit oder Unfit, alle wollen hinauf zum Tempel für eine Darshan (Besuch, Zeremonie und Gebet) des Tempels.
So bieten die geschäftstüchtigen Inder verschiedenste Optionen an, um das Ziel Kedernath zu erreichen: Träger udn Pferde stehen zur Verfügung oder man nimmt einen der Hubschrauber (80 €, beide Wege) die im Fünf-Minutentakt durch das Tal fliegen.
Verpflegung ist auf der Strecke kein Problem. Überall wird den Pilgern für wenig Geld an kleinen Ständen Nahrung und Erfrischungen angeboten.
Die Unterkunftsorganisation kann etwas komplizierter sein. An stark besuchten Pilgertagen sollte man unbedingt die Unterkunft reservieren. Am besten im GMVN, der staatlichen Gasthäuser (ca 20 € Doppelzimmer) und Camps (800 rs, Bett im Gemeinschaftssaal). Diese sind vielleicht ein paar Rupien teurer, aber dafür sauber, gut organisiert und verpflegt wird man auch.
Für die Pilgerwanderung muss man ersteinmal hoch hinauf von Rishikesh oder Dehradun nach Sonprayag (ca 250 km, eine Tagesreise). Entweder übernachtet man hier oder man nimmt gleich einen der offiziellen Jeeps hoch in das fünf Kilomoter entfernte Gaurikund. Dieser Ort auf fast 2000 m ist nach Parvati, Shivas Frau benannt. Es gibt zahlreiche Unterkunfts- und Verpflegungsmöglichkeiten, eine heiße natürliche Quelle und einen Gauri Tempel. Auch Spins für sein Extra Gepäck gibt es hier.
Zudem warten hier ca. 1 km oberhalb auch alle Pferdeführer mit ihren Pferden. Für ca 30-40 € kann man auf dem Rücken des Pferdes eine Strecke getragen werden.
Viele Pilger starten schon in den frühen Morgenstunden. Ab 4 Uhr darf man die Pilgerwanderung starten. Wer sporlich gut drauf ist und keine Probleme mit der Höhe hat, schafft die Route mit ein paar Pausen in ca fünf Stunden. Viele benötigen jedoch auch einen ganzen Tag.
Es ist wirklich extremst hektisch. Man läuft mit hunderten anderen Pilgern, Pferden und Trägern. Alle motivieren sich mit einem “ Jay Bolenath“ (Shiva Gruß) und am Wegesrand gibt es Toiletten, Trinkwasser und Verpflegungsstände.
Eine entspannte Wanderung ist es nicht. Vielmehr muss man aufpassen, nicht von einem Pferd überrannt zu werden und als einer der wenigen Ausländer zieht man natürlich nicht nur einen Blick auf sich.
Aber ein unvergessliches Erlebnis ist es ganz gewiss!
Als ich selbst nach ca, 4 Stunden strammen Marsches und nur einer kurzen Frühstückspause mit Parantha und süßem Tee vor dem Kedernath Tempel stand, kamen mir die Tränen. Mitten in den Bergen und vor dem mächtigen weißen Kedernath Gipfel, bot der Tempel eine magische Erscheinung.
Nur am Vormittag und am Nachmittag ist der Tempel offen. Die Pilger stehen nach ihrem langen Marsch oft mehrere Stunden in einer langen Schlange, barfuß und auch mal im Schnee. Opfergaben werden gekauft um damit im Tempel eine Shiva Puja (Zeremonie) mit einem Pandit (Priest) zu machen.
Ich selbst nutzte übrigens meinen Ausländerbonus und wurde freundlich von den Indern an den Anfang der Schlange gelassen.
Nach dem Besuch des Tempels sog ich die Atmosphäre in mir auf. Ich nahm mein Mittagessen ein (man kann sogar kostenlose Speisen am Tempelkomplex erhalten, sogenanntes Prasad (Götterspeise)) und besuchte die heiligen Sadhus in ihren orangen Roben.
Einer der Sadhus übergab mir eine Rudrakshaperle (Shiva Perle), erklärte mir er sei ein Nag-Sadhu und zeigte mir gleich seine Fotos auf denene er Splitternakt war. Ich hatte wohl Glück, dass es gerade zu schneien begann, der nicht nur für die nebelige Verhüllung der Berge sorgte, sondern auch den heiligen Mann in seinem orangen Tuch gehüllt ließ.
Meine indischen Freunde erreichten Kedernath erst etwas später am Tag und so hatte ich Zeit für eine kleine Erkundungstour abseits der Massen. Schnell ist man mitten in den Bergen, dicht am Gletscher und in freidlicher Ruhe.
Am Abend findet nach dem Sonnenuntergang täglich die Lichtzeremonie (Aarti) statt.
Die Pilger sitzen vor dem Tempel zu Tausends und beten während der Priester seine Zeremonie im Tempel vollführt.
Dabei Rücken auch die Sadhus in den Mittelpunkt und Tanzen wild mit ihren Trommeln um den Tempel.
Es herrscht eine feierliche Stimmung und die heiligen Mantra schwingen durch die Nacht.
Wir übernachteten im Mehrbettzimmer. Auf das Schnarchkonzert der Inder war ich mit meinen Ohrstöpseln gut vorbereitet.
Am nächsten Tag ging es für uns früh wieder zurück. Erst bis nach Gaurikund zu Fuß, dann mit den Jeeps weiter nach Sonprayag und schließlich mit den Motorrädern bis in die Nacht hinein zurück nach Dehradun.