Heute Morgen habe ich meinen Spiegel zerbrochen! Einen von indischer Hand angefertigten Spiegel, den ich nun schon einige Jahre mit mir habe. Nun ist das Glas zerbrochen und nicht nur, dass ich mich nicht mehr sehen kann, sondern nun habe ich wohl auch Sieben Jahre Pech, oder?
Wie auch immer, das wird sich wohl zeigen.
Vielleicht muss ich mich nun bemühen und ein paar vierblättrige Kleeblätter finden oder ein paar Wimpern wegwünschen???
Aberglauben gibt es nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen Welt und ist ganz besonders stark- wär hätte es gedacht- in Indien verbreitet.
Ich lebe mit drei Indern zusammen. Als ich vor einigen Jahren einmal spät abends noch im Zimmer anfing zufegen, wurden auf einmal alle Drei sehr aufgeregt und baten mich eindringlich, das Fegen doch auf den nächsten Tag zuverschieben oder doch zumindest den Schmutz nicht hinauszukehren. Denn, so wird geglaubt, kehrt man im Dunkeln nicht nur den Schmutz, sondern auch seinen gesamten Reichtum hinaus.
Auch haben alle alten Häuser hier in dieser Region sehr niedrige Türen, durch die man nur stark gebückt durchkommt. Ursache dafür ist der Glaube an Geister, die, so sagen die älteren Menschen hier, sich nicht bücken können.
Es gibt viele weitere und interessante indische Bräuche, die sich aus einem „Irrglauben“ der Inder bedingen.
So sollten die Augen eines Toten immer geschlossen werden, da ansonsten der Geist des Toten die umliegenden Seelen mit sich zieht.
Der indische Friseur hat an Dienstagen geschlossen, denn die Haare an diesem Tag schneiden zulassen, bringt anscheinend Unglück. Der wahre Grund dafür ist jedoch, dass früher die Menschen die gesamte Woche auf der Farm gearbeitet hatten, und nur Montags, Zeit für einen neuen Haarschnitt hatten. Für den Barbier war es also unnötig, am Dienstag geöffnet zuhaben.
Ein weiteres schönes Ritual ist, bei Geldgeschenken immer auf eine Rupie aufzurunden. Anstelle von 100 Rupien, schenkt man hier 101 Rupie. Der Grund dafür ist, das ungerade Zahlen zum einen als glücksbringend anerkannt werden, zum anderen, symbolisiert die eine Rupie den Fortlauf des Reichtums und nicht Stagnation wie die Null.
Ein weniger schöner Aberglauben der Inder ist, dass die indische Frau, während ihrer Menstruation als Unrein und unsauber gilt und daher der Küche und heiligen Orten, wie Tempeln, fern bleiben muss. In manchen Regionen müssen die Frauen sogar die erste Nacht ihrer Blutung in einem getrennten Raum, außerhalb des Hauses, schlafen. Verteidiger dieser Tradition meinen, dass durch die Blutung die Frau geschwächt ist und daher einfach zusätzliche Ruhe hat. Naja.
Indienreisenden wird aufgefallen sein, dass vor den Türen der Geschäfte oft eine Kette von Chillies und kleinen Limonen baumeln. Diese Kette dient dazu, die Göttin des Unglücks, Alakshmi, davon abzuhalten, hineinzukommen und Unglück für das Geschäft zubringen. Den Alakshmi mag es sauer und scharf. Mit den sieben Chillies und den Zitronen wird sie schon am Eingang mit ihrer Leibspeise besänftigt und kommt erst gar nicht hinein und zieht weiter.
Auch der wissenschaftliche Grund für die Limonen-Chilli Kette gefällt mir gut: Der Baumwollfaden, an dem die Früchte hängen, saugt sich mit dem Sanft voll und der Geruch vertreibt Fliegen und andere Insekten- ein einfaches Pestizid aus antiker Zeit.
Witzigerweise kennen die Inder auch viele unserer Aberglauben, wie zum Beispiel die mit der schwarzen Katze, die die Straße überquert.
Aber es gibt auch seltsamere: Träumt man, dass ein Mensch stirbt, wir das diesem Glück bringen. Träumt man stattdessen von seiner Heirat, ist das kein gutes Zeichen!