Zwei Wochen ist es nun hier, seitdem die alten 500 und 1000 Rupien Scheine in Indien ihren Wert verloren haben und die neuen 500 und 2000 Rupien Scheine eingeführt wurden. Erst gestern bin ich von meiner zehntägigen Reise in Malaysia wieder nach Delhi zurück gekehrt und ein wenig hatte ich gehofft, dass sich in dieser Zeit die Geld-Situation in Indien beruhigen würde und ich wieder problemlos am Bankautomaten neues Geld abheben und meine alten Noten umtauschen könnte.
Doch schon während der letzten Tage kündigte sich an, dass dem so nicht sein würde: Lange Schlangen vor den Bankautomaten, Banken und Postämtern, ständig lehre Automaten und bargeldlose Taschen bei den Indern. Dieser Zustand wir noch mindestens einige Wochen so anhalten.
Ich wusste also, was mir bevorstehen würde und wunderte mich auch nicht darüber: Bei 1,2 Millionen Indern und ner Menge neuer Banknoten, die eingeführt und alte Banknoten, die aus dem Verkehr gezogen werden müssen, dauert es eine Weile und ist ein riesengroßer logistischer Aufwand.
Immer noch dürfen am Tag nur 2000 Rupien abgehoben werden (ca 28 Euro) und hat man Pech und der neue 2000 Rupien Schein kommt aus dem Automaten, wird man es nicht einfach haben, damit zubezahlen, denn niemand hat das nötige Wechselgeld parat.
Als ich in Delhi spät nachts landete, wollte und konnte ich mich nicht mehr an die langen Schlangen am Wechselschalter anstellen- und wozu auch. Ich hatte eh keine ausländische Währung, sondern nur alte Rupien, die keiner will. Also klärte ich alles bargeldlos mit der Kreditkarte- fuhr mit der Metro, bezahlte mein Hotelzimmer und mein Essen. Am nächsten Tag lief es in Delhi nicht anders. Die Schlangen vor den Banken bildeten sich schon lange vor den Öffnungszeiten, zum Anstellen hatte ich keine Lust und immerhin gehöre ich zu den Privilegierten, wie die 25 Millionen Inder, die eine Kreditkarte besitzen. Für die andere Milliarde Inder sieht es da schon schlechter aus: Zwar gibt es noch 130 Millionen sogenannte „ Mobile Wallets“, auch das ermöglicht bargeldloses bezahlen und 600 Millionen Debitkarten, aber der Rest der indischen Bevölkerung hat schlechtere Karten- oder eben gar keine. Mehr als die Hälfte aller Inder haben kein Bankkonto und 300 Millionen nicht einmal einen Ausweis irgendeiner Form.
Farmer, Straßenhändler und Hausangestellte verdienen ihr Geld in Bar und horten es dann zuhause in irgendeinem sicheren Versteck.
Indien ist eine „ Bargeld-Wirtschaft“. Zu 90% wird (oder wurde) alles in Bargeld geregelt. Dabei war der Übergang von Schwarz- zu Weißgeld oft fließend- ein hin und her und daneben gibt es ja noch den informellen Sektor, dem die Schuhputzer, Panverkäufer und Rikschahfahrer angehören. Dieser Sektor ist in den letzten Tagen zu einen kompletten Stillstand gekommen.
Obwohl ich mit meiner Kreditkarte in Delhi gut überleben kann, geht es nur in großen Malls, Hotels und Restaurants, die ein Kreditkartenlesegerät besitzen. Die Obst und Gemüseverkäufer und Straßenhändler musste ich leider so passieren und stattdessen die für mich teurere Variante wählen.
Die Leute klagen, dass die Maßnahme ausgerechnet in der Hochzeitsaison gemacht werden musste und auch die Bauern haben es nicht leicht, müssen sie doch in die Wintersaat investieren, haben aber nur limitiertes Geld und mussten sich Saat schon teuer leihen. Immerhin wurden hier zügig Maßnahmen ergriffen- Sie dürfen nun 25 000 Rupien in der Woche abheben.
Doch natürlich hat die Geldentwertung auch die Richtigen getroffen. Einige Politiker und Buisnessmenschen sitzen nun auf ihrem wertlosem Papier und so manch einer hat sich auch gestellt. Insgesamt unterstützen die Inder Modi in seinem vorhaben und stehen trotz der UUnannehmlichkeiten fest hinter ihm und seiner Entscheidung.
Doch viel schwarzes Geld wurde auch einfach vorher schon in Land, Gebäude und Schmuck investiert oder liegt auf ausländischen Bankkonten.
Ich selbst bin nun wieder in Manali und hier in der ländlichen Region ist die Situation deutlich entspannter. Zwar ist so mancher Bankautomat lehr und heute morgen musste ich im Gemüseladen anschreiben lassen, doch ohne großes anstehen konnte ich mit meinen zwei Kreditkarten jeweils 2000 Rupien abheben. Das dabei nur 100 Rupien Scheine heraus kamen ist wahrscheinlich sogar gut so, aber ein wenig war ich schon enttäuscht, nicht den neuen Zweitausender Schein in den Händen zuhalten.
Morgen probier ich einmal mein altes Geld an der Post einzutauschen- dann geht es jedoch mit größter Wahrscheinlichkeit in die Schlange.
Vielleicht findet auch ein Wechsel von der Bargeldwirtschaft zur Bargeldlosen Wirtschaft in Indien statt. Zumindest haben nun schon einige Gemüsehändler und Straßenhändler sich ein Kreditkartenlesegerät organisiert, auch wenn das eher der Ausnahme, als der Norm entspricht.
Kleiner Nachtrag:
Mittlerweile war ich am Postamt und in diversen Banken in Manali- alle haben sie einfach kein „Cash“. In den Banken kann man die alten Geldscheine jedoch in sein Konto einzahlen, ich habe aber kein indisches Konto und werde es nun einfach einen meiner indischen Freunde zum einzahlen geben. Es sind nun auch schon 4000 Rupien geworden, habe doch tatsächlich noch einen alten 500 Rupien Schein in einer Jackentasche gefunden. Hoffentlich werden es nicht noch mehr. 🙂
Außerdem habe ich nun auch meinen ersten neuen 2000 Rupien Schein aus dem Bankautomaten bekommen!