Meine Gäste Sabine und Daniel haben bei mir nicht nur die Kerala-Aktiv-Reise im Januar gebucht, sondern hatten auch ein ganz besonderes Anliegen. Sie hatten den Wunsch, ein Hilfsprojekt in Indien zu besuchen, durch das auch ihr indisches Patenkind Geethika gefördert wird.
Seit 12 Jahren unterstützt Sabine finanziell indische Hilfsorganisationen über die deutsche Kindernothilfe. Geethika ist mittlerweile Sabines drittes Patenkind, das durch ihre monatliche Spende die Möglichkeit hat in einem Tageszentrum betreut zu werden. Hier erhalten Kinder im Alter von 3 bis 12 Jahren Bildung, Zuwendung und Mahlzeiten.
Das sogenannte Child-Care- Center, also eine Art Kindertagesstätte, wird ausschließlich von finanziellen Mitteln der Kindernothilfe und mit deutschen Paten unterstützt.
Es befindet sich in Dornakal, eine unbedeutende Ortschaft mitten im ländlichen Staat Telangana, bestehend aus armen Lohnarbeitern. Einzig ein Bahnhof und die Diözese Dornakal der „Südindischen Kirche“ (CSI) geben dem Ort etwas an Bedeutung. Tatsächlich spielt die Diözese Dornakal im indischen Christentum eine größere Bedeutung und es ist auch die Südindische Kirche, unter deren Schirmherrschaft das Kinderhilfsprojekt in Dornakal steht.
Als mich Sabine und Daniel baten, ihnen die Reise zum Projekt zu organisieren und sie auch zu begleiten, hatte ich all die oben genannten Informationen natürlich noch nicht. Sabine konnte mir lediglich den Ort Dornakal und den Namen CSI nennen und das die Spenden natürlich über den Kindernothilfe liefen.
Nun, ich war schon froh, überhaupt einen Ort namens Dornakal in Indien zu finden. Auf der Karte bei Google Maps befand er sich 220 km von Hydarabad, die Hauptstadt des Staates Telangana.
Doch Informationen zu einem Hilfsprojekt fand ich im World Wide Net keine und so war ich froh, als sich dann endlich doch eine Mitarbeiterin der Kindernothilfe aus Ihrem Urlaub zurückmeldete und mich in Kontakt der indischen Kollegen der CSI brachte.
Die Kindernothilfe unterstützt die Spender darin ihre Patenkinder zu besuchen, man muss nur ein Dokument mit seinen Daten unterschreiben und an die Organisation zurück schicken.
Nun war ich ja auch mit den indischen Kollegen in Kontakt und war froh, dass mir die Existenz des Projekts und der Ort Dornakal bestätigt wurden war. Nun mussten nur Flüge nach Hydarabad, Züge nach und von Dornakal und eine Unterkunft in Khamman, die nächst größere Stadt von Dornakal, gebucht werden.
Weder Dornakal noch Khamman und eigentlich auch Hydarabad liegen nicht auf der normalen Route für indische Touristen und selbst ich bin noch nie zuvor in dieser Gegend gewesen. Indien ist einfach zu groß und wer einen Blick auf die indische Karte nimmt, erkennt schnell, dass der Staat Telangana im Vergleich zu anderen indischen Regionen sich weder mit historischen, kulturellen noch landschaftlichen Reizen hervortut, sondern eher ein etwas armseliges Gebiet mit wenigen Dörfern ist.
Als wir zu dritt in Khamman ankamen, erwarteten wir keine weiteren Ausländer anzutreffen. Wer sollte sich schon hierher verirren. Und tatsächlich konnte man an der Reaktion der Menschen erkennen, dass weiße Gesichter hier eher selten sind. Alle betrachteten uns mit noch größerer Neugier, als es eh schon der Fall in Indien ist.
Doch wieder erwarten trafen wir auf zwei Russen. Sie waren nicht minder erstaunt, weitere Ausländer zu treffen und erklärten uns, dass sie hier wegen ihres Granit Business wären. Später stellte sich heraus, das die Gegend ein großes Granit Abbau Gebiet sei.
Ich war positiv überrascht, wie reibungslos mein Plan in der Praxis funktionierte. Normalerweise bin ich in Indien immer auf ungeplante Überraschungen eingestellt. Doch alles, vom Flug, bis zu unserem kurzen Aufenthalt in Hydarabad (hier musste natürlich der berühmte Hydarabadi Biriyani, ein Reisgericht probiert werden), der Zugfahrt und das Einchecken im Hotel klappte reibungslos.
Am nächsten Morgen fuhren wir mit dem Taxi zum 40 km entfernten Dornakal.
Hier sollten wir an einem Gottesdienst zum jährlichen Ernte-Dank-Fest teilnehmen, welches von der Südindischen Kirche einmal jährlich organisiert wird.
So trafen wir nicht nur den Bischof, sondern besuchten auch die prächtige Kathedrale. Vor der Kathedrale gab es ein paar Stände mit indischen Leckereien, durch die Daniel sich höflich durchprobierte. Am Gottesdienst selbst nahmen wir nicht allzu lang teil. Wir wollten das Tageszentrum besuchen.
Normalerweise ist das Zentrum am Sonntag geschlossen, doch für uns machte die Leitung eine Ausnahme und lud alle Kinder zu einem entspannten Tag in das Zentrum ein.
55 Kinder im Alter von 3 bis 12 werden hier betreut.
Die Kinder begrüßten und herzlichst in ihrer besten Festtagskleidung und trugen uns Tänze und Lieder vor.
Anschließend verteilten wir die Mitbringsel aus Deutschland. Sabine und Daniel hatten in Deutschland gesammelt und viele deutsche Kinder hatten ihre Puzzle, Spiele, Kuscheltiere und Stifte nach Indien mitgegeben. Es wurde ein riesiger Spaß und bald wurden aus den anfänglich schüchternen Kindern, aufgeschlossene Mitspieler.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen besuchten wir dann alle zusammen Geethikas Familie in ihrem zuhause. Es wurde ein besonderes Ereignis für die gesamte Dorfgemeinschaft.
Die meisten Dorfbewohner gehören ethnischen Gruppierungen an, die sich nun hier angesiedelt haben und als Tagelöhner für ca. 3 bis 5 Euro am Tag vorallem auf den umliegenden Baumwoll- und Chilifeldern arbeiten.
Hygienische Standards, Bildung, unzureichende Frauenrechte und Armut sind hier die größten Probleme und das Tageszentrum versucht in Form von Workshops und Programmen für Aufklärung zu sorgen.
Am nächsten Tag statteten wir dem Zentrum einen weiteren Besuch ab um nötige Küchengeräte und weitere kleine Geschenke für die Kinder vorbeizubringen.
Dann hieß es Abschied nehmen und eine lange Reise zurück nachhause.
Übrigens waren Daniel und Sabine die ersten Spender, die das Projekt besucht hatten. Der Besuch hat bei den Kindern und der ganzen Dorfgemeinschaft für viel Spaß und Hoffnung gesorgt und hat den Menschen einen neuen Glanz in den Augen verschafft.
Es ist nicht einfach, ein Projekt in Indien zu besuchen, vor allem wenn es so auswärts gelegen ist, wie das Hilfsprojekt in Dornakal. Doch mit viel Energie ist es mit Sicherheit möglich. Das haben Sabine und Daniel bewiesen.