Geburtserlebnis in einem indischen Krankenhaus

Ein Wort vorweg

Der folgende Inhalt des Artikels stellt das Gesundheitssystem in Indien nicht im besten Licht dar. Tatsächlich wurde mir auch schon geraten, den vielleicht abgschreckenden Artikel nicht zu veröffentlichen. Schließlich biete ich Reisen in Indien an und sollte meine potentiellen Gäste nicht abschrecken. Denn als Tourist in einem subtropischen Land mit einem niedrigeren allgemeinen hygiene Standart und exotischen Krankheitsvorkommen, möchte man sich einer guten ärztlichen Versorgung natürlich sicher sein.

Daher an dieser Stelle noch ein paar Zeilen als Anmerkung vorweg.

Ich habe mich dazu entschlossen diesen Artikel zu veröffentlichen, weil ich Indien ungeschminkt und authentisch darstellen möchte. Diese Authentizität zeichnet auch meine Reisen aus.

Dass das medizinische Versorgungsnetz in Indien seine Grenzen hat, zeigt sich ja auch gerade in den Schwierigkeiten mit der jetzigen Corona Pandemie.

Dennoch möchte ich darauf hinweisen, dass dieser Einblick in ein indisches Geburtskrankenhaus sehr subjektiv und selektiv gewesen ist und man diese Erfahrung nicht auf ganz Indien ausweiten kann.

Es war an einem bestimmten Tag, in einem bestimmten Krankenhaus an einem bestimmten Ort. Vielleicht würde ich heute im gleichen Krankenhaus einen ganz anderen Eindruck gewinnen.

Als ich vor drei Monaten in einem staatlichen Krankenhaus in Kerala in Südindien behandelt wurde, hatte ich vom Krankenhaus einen sehr guten Eindruck und war sogar positiv überrascht, dass die exzellenten Behandlungen zudem völlig kostenfrei waren!

Zum anderen ist es in Indien immer noch so, dass es ein Mehrklassensystem gibt. Die indische Mittelschicht und Oberschicht ist heutzutage meist Krankenversichert und leistet sich gern den westlichen Standard eines privaten Krankenhauses. Ich selbst besuche fast ausschließlich die nahe gelegene Privatklinik. Das kostet natürlich, wohingegen die staatlichen Krankenhaueser kostenlose medizinische Versorgung anbieten. Bei einer so hohen Bevölkerungszahl wie in Indien, sind diese dann auch dementsprechend gut besucht.

Die kostenfreie Behandlung in staatlichen indische Krankenhäusern soll keine Entschuldigung für unhygienische Zustände und unfreundliche Behandlung von überarbeiteten Ärzten sein.

Doch der westliche Indien Reisende soll wissen, dass er während seiner Indienreise (fast immer) die Möglichkeit haben wird , sich im Falle einer Erkrankung in einem exzellenten privaten Krankenhaus behandeln lassen zu können, in denen der Standard sogar weit luxuriöser, als der in westlichen Krankenhäusern ist und die Ärzte hervorragend.

Nicht umsonst boomt der sogenannte „Medical Tourism“ in Indien. Denn Zahnbehandlungen oder gewisse Operationen sind zudem dennoch deutlich günstiger, als in Deutschland zum Beispiel.

Zudem hat mich die Erfahrung im Krankenhaus dazu angeregt, mich noch mehr für die Bedingungen und Rechte für sozial udn finanziel benachteiligte Frauen und Kinder einzusetzen. Der Traum von einem kostenfreien Gesundheitszentrum für Mütter und Kinder mit Waisenhaus, Ausbildungstätte und Yoga udn Ayurveda Zentrum erscheint so real wie nie und momentan bin ich dabei, nötige Informationen für so ein Projekt einzuholen.

In diesem Sinne, lasst und nicht vor gewissen Misständen und Ungerechtigkeiten die Augen verschließen, sondern diese Erfahrungen und Eindrücke nutzen, um die Welt in der wir Leben Schritt für Schritt ein bisschen besser zu machen.

Viel Spaß beim Lesen des Artikels,

Sarah

Trotz dem ganzen Leid, dass Indien gerade in dieser neuen Corona Welle erfährt, gibt es immer wieder kleine Lichtblicke und Wunder. So ein Wunder war es auch für mich, die Geburt meines Neffen Kushals am 18. April miterleben zu dürfen. Der Sohn meiner Schwägerin (Pooja) kam gesund und munter mit ganzen drei Kilo Gewicht auf die Welt- ein ganz schöner Brocken für so eine zierliche Mama. Ich selbst war es, die den kleinen das erste Mal im Arm hielt und auch per Unterschrift das Geschlecht bezeugte.

Doch wie kam es überhaupt dazu, dass gerade ich als Begleitperson der Mama bei der Geburt dabei gewesen bin?

Nun, in Indien ist es üblich, das die Frau zur Familie des Ehemannes zieht. Also ist Pooja vor drei Jahren nach ihrer Hochzeit zu ihrem Mann nach Shimla gezogen, dort wo auch ich und David (ihr Bruder leben). Alle anderen Familienmitglieder von ihrer Seite leben ziemlich weit weg.

Das Geschwisterpaar und ich

Pooja bat mich, ihre Begleitung im Krankenhaus während der Geburt zu sein. Männer sind im Kreissaal nicht erlaubt und Pooja, fühlte sich komfortabler mit mir, als mit ihrer Schwiegermutter. Zudem meinte sie, dass auch einige Dokumente im Krankenhaus auszufüllen seien, und ihre Schwiegermutter nicht lesen und schreiben könne.

Ich stimmte natürlich zu. Zum einen wollte ich für Pooja da sein, zum anderen war ich gespannt darauf, eine Geburt miterleben zu dürfen und auch auf die Umstände in einem indischen Krankenhaus.

Erst vor ein paar Monaten hatte ich meine Ausbildung zur Pre- und Postnatal Yogalehrerin abgeschlossen und hatte in diesem Zusammenhang mich viel mit dem Thema Schwangerschaft, Geburt und Postpartum beschäftigt. Nun war ich neugierig auf die Realität. Auch, weil ich ja selber irgendwann einmal Kinder haben möchte und eine Entbindung in Indien für möglich hielt.

Als Pooja mich dann um kurz nach Mitternacht am 18. April kontaktierte, war ich allerdings erst einmal wenig begeistert. Gerade hatte ich mich zum Schlafen hingelegt. Der Geburtstermin war auf den 26 April  festgelegt, dass Kind kam also etwas zu früh- es würde bestimmt ein Junge werden. Dennoch packte ich flink ein paar Sachen zusammen, trank noch einen starken Schwarztee um die Müdigkeit zu vertreiben und wurde dann von einem Freund per Motorrad zum Krankenhaus gefahren. Unterwegs  warnte mich der Freund noch und meinte, das Krankenhaus hätte keinen guten Ruf und manchmal würden  die Neugeborenen sogar sterben.

Diese Warnung wunderte mich. Dieses Krankenhaus ist ein staatliches Krankenhaus, das spezialisiert auf Mutter und Kind Erkrankungen und Behandlungen ist. Notfälle und Komplikationen bei dem Schwangerschaftsverlauf und der Geburt werden aus ganz Himachal Pradesh in dieses Krankenhaus geschickt. Es ist also auch kein Wunder, wenn es in diesem Krankenhaus eine etwas erhöhte Sterblichkeitsrate gibt, bei all den Notfällen. Ich erinnere mich, dass damals vor 3 Jahren die Frau eines Freundes wegen eines zu hohen Blutdrucks ganze 10 Wochen in diesem Krankenhaus gewesen ist und letzten Endes ein gesundes Mädchen zur Welt brachte.

Als wir am Krankenhaus ankamen, waren auch Pooja, ihr Ehemann, sein Bruder und die Schwiegermutter gerade angekommen.

Während die anderen drei vor dem Krankenhaus im Auto warten würden, machte ich mich mit Pooja auf den Weg zur Station, anbei von wartenden Männern die in den Gängen auf ausgerollten Decken schliefen.

Dort war reges Treiben und für eine ganze Zeit warteten Pooja und ich einfach nur. Pooja‘s Wehen kamen alle 8 Minuten, ihre Fruchtwasserblase war noch nicht gebrochen. Ich wusste über die Geburt an sich nicht viel und belas mich erst einmal. Ich befürchtete schon, dass es gar keine Geburtswehen waren und wir wieder nach Hause geschickt werden würden. Immer wieder kam hektisch eine Ärztin vorbei und fragte was wir hier wollten. Dann wurden wir in ein Zimmer geschickt um auf weitere Anweisungen zu warten. Niemand kam. Im Zimmer befand sich auch eine andere Schwangere Frau mit Begleitung. Die Liegen waren schmuddelig, überall lagen abgenutzte Spritzen herum.

Hin und wieder kam eine Krankenschwester, die blutige Operationsgegenstände nachlässig einfach mit Wasser abwusch. Ich hoffte inständig, dass dies nur die Vorreinigung sein würde. 

Zwischendurch benutzte ich die Toilette- hier war alles voller Blut, Urin und Stuhl. Auf dem Weg dahin lief ich an Frauen vorbei, die in den Gängen schliefen.

Pooja und ich wurden ungeduldig. Es war jetzt fast 2 Uhr, nachdem die Wehen eine Weile ausblieben, kamen sie nun regelmäßiger und stärker.

Um nicht völlig in Vergessenheit zu geraten, verließen wir das Zimmer und gingen direkt in den Kreissaal um dort die Arztinnen erneut auf uns aufmerksam zu machen. Die Türen dahin waren offen und es gab ein kommen und gehen von  Schwangeren, Ärztinnen, Angehörigen und Schwestern.

Ich, eigentlich eine sehr robuste Person und hart im Nehmen, hatte mit einer kurzen Übelkeitswelle zu kämpfen, als ich den großen Raum betrat. Überall war Blut, Eine frisch gebackene Mutter wurde gerade genäht, Frauen lagen aufgereiht auf Betten mit gespreizten Beinen, der Blutgeruch war enorm. 

Es mussten um die 5 Ärztinnen sein, völlig übermüdet und überarbeitet und dementsprechend gereizt, unfreundlich und irritiert. Immer wieder wurden wir gefragt, warum wir hier seien… Poojas Situation war eigentlich eindeutig genug. Irgendwann wurde dann ein Corona Schnelltest gemacht- nur für Pooja, nicht für mich – und schneller als Gedacht lag Pooja nun in einen der 6 Betten im Kreissaal.

Zu diesem Zeitpunkt war Pooja noch in Kontrolle ihrer Schmerzen und wir betrachteten das uns zu gewiesene Bett mit Ekel. Es war eindeutig, dass gerade vorher eine andere Frau hier lag – alte und genutzte Decken, Masken und das keimige Bett wiesen darauf hin, dass keine Reinigung stattgefunden hatte. Wir waren zögerlich- wie konnte Pooja in ihrem verletzlichen Zustand hier ein Kind zur Welt bekommen.

Doch wir hatten weder Zeit noch eine Wahl. Herrisch wurden wir von einer Ärztin angefahren, das Pooja sich endlich hinlegen und die Beine breit machen solle.

Ich wurde mit Formularen zur Schwester geschickt und musste zusammen mit Poojas Mann (den ich vor der Station traf) einige Dokumente ausfüllen und bereitstellen. Alle sprachen mit mir im schnellen Hindi und ich war froh, mir wenigstens einen Reim auf alles machen zu können. Alles musste auf einmal schnell gehen.

Mittlerweile wurde auf Poojas Bauch rumgedrückt, sie wurde unfreundlich angewiesen sich doch zu entspannen und ohne eine Form von Erklärung  wurde ihr ruckzuck die Fruchtwasserblase aufgeschnitten. Pooja war in Schmerzen und fühlte sich furchtbar unwohl. Über einen Tropf wurden ihr Schmerzmittel gegeben- auch hier ohne Erklärung und Wissen der Patientin.

Ich wurde nun von Seiten der Ärztinnen mit etwas Neugier betrachtet. Es kam wohl nicht oft vor, dass eine Ausländerin hier als Begleitung mit dabei ist. Mir wurde gesagt, ich könne jetzt auch draußen warten. Doch ich wollte Pooja hier nicht allein lassen und blieb.

Viel konnte ich nicht machen. Wenn die stärker werdenden Wehen kamen, versuchte ich Pooja beizustehen, half ihr immer mal wieder in andere Positionen, gab ihr Wasser, hielt ihre Hand, atmete mit ihr.

Dabei beobachtete ich die Schwangere Frau zwei Betten weiter, ganz allein, wand diese sich vor Schmerzen auf dem Bett und wurde immer wieder von den Ärztinnen zurechtgewiesen, sie solle nicht so einen Lärm machen und ruhig liegen bleiben.  Es musste nun gegen 3 Uhr sein. Während der nächsten 2-3 Stunden passierte nun nicht viel. Den in den Wehen liegenden Frauen wurde wenig Beachtung geschenkt, die Ärztinnen füllten Formulare aus oder schliefen einfach ein. Ich war froh, dass ich bei Pooja war, konnte aber nicht viel machen und wurde auch etwas müde. Irgendwann wurde ich dann von einer neuen Ärztin weggeschickt. Angehörige hätten hier nichts zu suchen.

Dennoch besuchte ich Pooja alle 10 Minuten.

Dann irgendwann, war es ganz deutlich- es ging los. Pooja, halb in Trance begann nun zu drücken und zu pressen. Das bemerkte auch eine Schwester, die Pooja in die richtige Position brachte und aufgeregt nach den Artzinnen rief- es war keine da. Also hielt ich Poojas Hand, atmete mit ihr und wies sie an zu pressen, wenn immer eine Welle von Presswehen kam. Der Muttermund war nun deutlich geöffnet, ich konnte das Baby schon erahnen.

Dann endlich kamen die Ärztinnen und wiesen mich an den Saal zu verlassen, sowie die Kleidung für das Baby bereit zu halten.  Wie schnell alles auf einmal ging. Ich stand völlig unter Adrenalin, Glücksgefühlen und Emotionen. Von einem kleinen Fenster konnte ich die Geburt beobachten und sehen, wie das kleine Geschöpf aus Pooja hinaus glitt. Nicht bevor Pooja jedoch etwas am Damm aufgeschnitten wurde – eine ganz normale Prozedur, die hier scheinbar jeder Frau unterzogen wird!

Das Kind kam um 6:25 zur Welt.

Ich hörte keinen Mucks und war besorgt, das Baby würde nicht Atmen, doch nach einem Huster, war alles gut. Das Baby wurde der Mama auf den Bauch gegeben und die Nabelschnur durchtrennt.

Ich setzte mich schnell mit dem jungen Vater in Verbindung, schluckte ein paar Glückstränen hinunter und besorgte die Babykleidung. Zusätzlich zu unserer privaten Kleidung für das Baby, erhielten wir nun auch eine große Tasche  mit Baby Kleidung, Decken, Windeln und Hygieneprodukten – ein Willkommensgeschenk vom Staat Indien.

Eilig wurde ich von der Schwester und einer Ärztin in einen kleines Zimmer gerufen, wo sie schon mit dem winzigen Säugling auf die Kleidung warteten. Während die Schwester Kleidungsstücke hinaussuchte, präsentierte mir die Ärztin das männliche Geschlecht des  Kindes und fragte mich, ob dieses Kind ein Junge oder Mädchen sei. Erst dachte ich, die Ärztin wolle sich über mich lustig machen. Aber tatsächlich diente diese Frage einer notwendigen Formalität, bei der ich mit einer zusätzlichen Unterschrift das Geschlecht des Kindes bezeugte.

In Indien darf das Geschlecht des Kindes nicht vor der Geburt von den Ärzten bekannt gegeben werden, da leider noch immer sehr viele weibliche Fetis abgetrieben werden, da eine Tochter oft eine (finanzielle) Belastung darstellt und nur der Sohn, als Familienoberhaut, die Familie weiter führen kann.

Doch Pooja wusste ich, dass sie sich eigentlich ein Mädchen wünschte,  immer noch etwas ungewöhnlich in Indien, denn hier gilt der Sohn für die Weiterführung der Familie als bedeutsam. Später vertraute mir Pooja, dass sie es gar nicht glauben konnte, als ihr mitgeteilt wurde, es handle sich um einen Jungen. Natürlich liebt Pooja ihren Sohn dennoch über alles.

Während die Schwester das Kind in pinke und weiße Kleidung und zusätzlich in warme Decken packte, plapperte sie fröhlich in Hindi auf mich ein. Zum einen, weil sie ganz begeistert war, das ich etwas Hindi sprechen konnte, zum anderen, weil sie sich nun eine Belohnung für den Jungen erhoffte. Da hatte sie leider etwas Pech mit mir, denn von dieser Sitte hatte mir keiner etwas gesagt. Später würde sie von der Schwiegermama 500 Rupien erhalten, womit sie nicht ganz so zufrieden schien.

Aber nun war es erst einmal an der Zeit, dass ich den Kleinen auf den Arm nahm. So ein süßer Junge, mein Herz wurde ganz groß und ich baute sofort eine ganz besondere Beziehung zu Kushal auf.

Doch bis zur Zeremonie mit einem Priester in 11 Tagen, Würde der Junge erst einmal namenslos sein. Das war ganz schön ungewöhnlich für mich. In einem weiteren Artikel werde ich Kushals Zeremonie genauer beschreiben. Nun zurück in das Krankenhaus.

Während ich auf Kushal aufpasste, der unter einem Heizgerät lag, wurde Pooja zugenäht. Dann ging es zusammen in ein Nebenzimmer. Baby und Mama wurde zusammen ein Bett zugewiesen. Nun kam auch die Schwiegermutter dazu und ich war froh darum, wurde mir doch bewusst, dass ich gar keine Ahnung  hatte, wie ich mich jetzt um die beiden zu kümmern hatte. Trotz ihrer Erschöpfung stillte Pooja sofort den kleinen. Es war eine riesen Überraschung für mich, dass es so früh und gleich auf Anhieb funktionierte. Nach einer Tasse warmen Ghee für Pooja, schliefen die beiden ein.

Auch mich übermannte die Müdigkeit. Zwar hatte ich kein Kind zur Welt gebracht, doch war ich die ganze Nacht wach gewesen und das Adrenalin war verflogen. Dennoch blieb ich wach an der Seite der beiden.

Hin und wieder wachten Mutter und Kind auf, dann gab es für beide etwas zu essen. Für das Baby die Milch, für die Mama Milch und Kitchadi (Brei aus Reis und Linsen), sowie warmes Wasser  zum Trinken. Das Essen besorgte Poojas Mann von außerhalb- eine Verpflegung vom Krankenhaus schien es nicht zu geben. Irgendwann nach ein paar Stunden riefen die Ärztinnen nach Pooja. Auf einmal wurde wieder alles ganz hektisch. Die Ärztinnen waren entsetzt, dass Pooja noch keine Urinprobe abgegeben hatte und schickten mich im schnellen Hindi und sehr unfreundlich los, irgendwelche Medikamente zu besorgen. Alles musste wieder sehr eilig gehen, dabei war Pooja natürlich alles andere als schnell! Ich war verwundert, dass immer noch die gleichen Ärztinnen im Einsatz waren. Schließlich waren wir jetzt schon fast 12 Stunden hier. Später erfuhr ich von einer ganz besonders unfreundlichen Ärztin, die mich immer häufig angeschrien hatte und dich ich immer wieder irgendwo schlafend auf einem Stuhl gefunden hatte, dass sie schon seit 36 Stunden im Einsatz war!

Gegen 13 Uhr wurden dann alle neuen Mütter, die in der Nacht ihr Kind zur Welt gebracht hatten, mit ihren Babys in ein anderes Gebäude gebracht- die geschwächten Frauen mussten dahin laufen!

Immerhin handelte es sich um einen großen Mehrbettraum in einem neuen Gebäude mit frisch bezogenen Betten. Nun durften auch endlich die Väter ihre Frauen und Kinder sehen und mit auf die Station.

Nachdem ich mich selbst bestätigte, dass die geschwächte Pooja und ihr Kind nun in guten Händen waren, verabschiedete ich mich erschöpft von allen. Ich brauchte dringend etwas Schlaf. Ich war froh an die frische Luft zu kommen, es war helllichter Tag und es fühlte sich merkwürdig an, so ganz normal durch Shimla zu laufen, als wäre nichts Großartiges die letzte Nacht geschehen.

Am nächsten Tag besuchte ich Pooja und ihr Kind im Krankenhaus. Beide wirkten deutlich gekräftigt und hatten sich schon aneinander gewöhnt. Ich half Pooja beim Wickeln und wurde prompt vom kleinen nass gemacht- war aber drauf vorbereitet, denn ich hatte mich nun doch ein wenig belesen können.

Noch am selben Abend wurden die beiden nach einigen Untersuchungen entlassen und konnten nachhause. Es gab schon 2 Corona Fälle im Krankenhaus. Wir hatten Glück, dass das Baby es so eilig hatte. In den nächsten Tagen würde die Corona Situation dramatisch mit der zweiten großen Welle in Indien zunehmen. 

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