5 Regeln, die dir das Überleben im indischen Straßenverkehr ermöglichen
Landet man in Indien am Flughafen in einer der großen indischen Metropolen Delhi, Mumbai und Co. wird das erste Abenteuer gleich die Taxifahrt zum Hotel sein.
Im Taxi selbst befinden sich zumindest auf den Rücksitzen keine Gurte und der Taxifahrer, oft noch mit einer Hand am Telefon lenkt flüssig durch den dichten Straßenverkehr. Mal überholt er von links, mal von rechts. Eben genau dort, wo sich eine passende Lücke aufgetan hat. Und tut sich keine Lücke auf, wird eben kräftig auf die Hupe gedrückt!
Schließlich steht ja auch am Heck eines jeden indischen Trucks die Aufforderung zum Hupen mit „Blow Horn Please“.
So erklingt aus allen Richtungen ein mehr oder weniger musikalisches Hupkonzert. Besonders intensiv wird es, wenn alles im nicht seltenen Stau zum Stehen kommt. Da es scheinbar sonst nicht viel zu tun gibt, wird eben gehupt.
Mal wird auf den Bürgersteig ausgewichen, mal der Kreisverkehr von der entgegengesetzten Richtung abgekürzt, mal eine rote Ampel überfahren. Zebrastreifen, sofern es denn welche gibt, werden grundsätzlich ignoriert.
Lediglich auf den Polizisten mit der Trillerpfeife, der im dichten Smog den Verkehr versucht zu regeln wird gehört, denn ansonsten muss „Chalan“ Strafe gezahlt werden.
Blinker dienen weniger der Richtungsanzeige, sondern vielmehr dazu, den anderen Verkehrsteilnehmern anzuzeigen, dass sie überholen können.
Auf den unzähligen Motorradrädern sitzen ganze indische Familien, wobei nur der Fahrer selbst verpflichtet ist, einen Helm zu tragen.
Auch die Lastwagen transportieren nicht nur Güter, sondern ganze Menschenfrachten, die dicht an dicht gedrängt auf den offenen Ladeflächen stehen.
Und doch, man wagte es kaum zu hoffen, kommt das Taxi letzten Endes sicher vor dem Hotel zum Stehen. Glücklich die chaotische Fahrt überlebt zu haben taumelt man zum Hoteleingang und drückt dem Fahrer vielleicht noch 10 Rupien Trinkgeld in die Hand.
Ja, der indische Straßenverkehr ist für unsereins chaotisch, regellos und gefährlich.
Tatsächlich kommt es nicht selten zu kleineren und größeren Zusammenstößen. Beulen und Schrammen an den Fahrzeugen finden sich grenzenlos.
Doch solange es kein Totalschaden ist, das Fahrzeug noch weiter rollt und alle Teilnehmer noch gesund und munter sind, stört sich kaum jemand, an dem kleinen Malheur und es wird einfach weitergefahren. Schließlich muss man noch wohin.
Wirklich ernsthafte Unfälle passieren nicht sehr oft. Dafür ist der Verkehr zu dicht und es wird relativ langsam gefahren. Maximalgeschwindigkeit ist oft 80 km/h. Nicht, weil der Inder an sich so diszipliniert wäre, sondern eher weil die schlechten Straßen und der starke Verkehr ein schnelleres Fahren verhindern. Oft sind die Fahrzeuge auch so alt, dass es erfreulich ist, dass da überhaupt noch etwas rollt.
Als Beifahrer in einem Taxi am Straßenverkehr teilzunehmen, ist schon aufregend. Glücklicherweise bleibt einem in Indien Schlimmeres oft erspart, da es einfach, günstig und üblich ist, sich ein Auto mit Fahrer zu mieten, wobei die Fahrer für touristische Touren oft sehr gut, langsamer und sehr sicher fahren. Noch etwas spannender wird es jedoch, wenn man selbst am indischen Verkehr teilnehmen darf.
Ein Auto in Indien zu fahren bietet viele Herausforderungen und kann nicht empfohlen werden. Nicht nur allein, weil hier Linksverkehr herrscht! Die Straßen sind oft sehr schmal, Parklücken kaum erkennbar und es passiert einfach zu viel um einen herum, dass ein sicheres Fortkommen gewährleistet ist.
Doch viele Touristen trauen sich auf Zweiräder. Ob mit der Royal Enfield durch Rajasthan oder über die höchsten Passstraßen der Welt, mit dem Moped von Strand zu Strand in Goa oder gar mit dem Fahrrad in Form einer mehrtägigen Fahrradtour durch Indien. Es gibt viele Touristen, die sich so durch Indien fortbewegen und es auch überleben.
Die wirklich großen Herausforderungen im indischen Straßenverkehr bieten die Städte. Hier herrschen ein Gewusel und ein Chaos, dass man wirklich froh sein kann, wenn man es in die ländliche Umgebung geschafft hat. Dann werden die Straßen deutlich leerer und das Fahren kann fast schon entspannt sein.
Doch selbst auf den etwas leereren Landstraßen herrschen andere (ungeschriebene) Regeln, an die man sich halten sollte, sonst kann es auch hier zu einer bösen Überraschung kommen.
Im Folgenden stelle ich 5 Straßenverkehrsregeln für Indien vor:
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Blow Horn Please
Es ist tatsächlich so, in Indien gilt das Hupen, nicht nur wie bei uns als Warnsignal, sondern wird als Universal-Instrument für alles Mögliche eingesetzt. Besonders für das Überholen von größeren Trucks ist es unbedingt von Nöten. Aber auch wenn man weiter möchte, einen Bekannten trifft, vom Stau genervt ist, um die Kurve fährt, schneller fahren will: ES WIRD GEHUPT.
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Groß vor Klein
Eine wichtig Regel vor allem für uns auf Zweirädern: Wir stehen ganz unten in der Verkehrsnahrungskette und alle anderen (bis auf die armen Fußgänger) sind vor uns im Recht.
Besonders beim Thema Vorfahrt ist diese Regel wichtig! So etwas wie Haupt- oder Nebenstraße, oder Rechts vor Links gibt es nicht.
Erst kommen die Bus- und Lastkraftwagen, dann die größeren Personenwagen, gefolgt von den Kleinwagen und dann erst wir. Motorradfahrer, Mopedfahrer, Fahrradfahrer. Und zwar genau in dieser Reihenfolge. Wer sich nicht daran hält kann leicht überrollt werden.
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Bakschisch
Du trägst keinen Helm, bist zu schnell gefahren oder hast gar keinen Führerschein. Hmmm… Das ist aber nicht so gut und schon gar nicht, wenn du bei einer Kontrolle erwischt wirst!
Ach, aber du hast ein paar 100 Rupien dabei? Da freut sich aber der Verkehrspolizist, auch wenn er sich es nicht ansehen lässt. Die 100 Rupien steckt er gern in seine Tasche und lässt dich dann auch weiter ohne Helm und Führerschein fahren.
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Kleine Dorfstraßen
Indien hat ein unglaublich großes Straßennetz, das auch zum kleinsten Dorf eine Anbindung hat.
Die größeren Highways und Hauptstraßen sind natürlich besser ausgebaut und oft die direkte Verbindung zum nächsten Ziel, doch sind sie auch überfüllt, laut und voller Abgase.
Es erfordert etwas Zeit, sich eine Route auf kleineren Straßen zusammenzustellen, doch diese Zeit ist gut investiert.
Auf den deutlich leereren Nebenstraßen macht das Fahren richtig Spaß. Oft ist man ganz allein auf den Straßen, fährt durch kleine beschauliche Dörfer, trifft auf juchzende Schulkinder, die neben einem herlaufen und auf freundliche alte Männer, die einem zuwinken.
Die Menschen sind freundlich und man tritt ganz leicht mit ihnen in Kontakt!
Die Natur ist um einiges schöner: Palmenwälder, Gewürzplantagen, Reis- und Weizenfelder bilden malerische Kulissen, oft mit Bergen oder einem Ozean im Hintergrund.
Und zu guter Letzt schont man seine Lungen und sein Gehör!
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Nutzen der Sinne
„Gehörsinn“ im letzten Abschnitt war schon ein gutes Stichwort, denn im indischen Straßenverkehr besitzt das Nutzen der Sinnesorgane eine viel höhere Bedeutung als Verkehrszeichen und -regeln.
In Indien schaut und hört man und reagiert dann darauf. Kommt ein LKW von links aus der Seitenstraße, wartet und hört man das hupende Auto hinter sich, so fährt man zur Seite. Kommt ein schnelles Fahrzeug mit Lichthupe überholend entgegen, wird man langsamer.
Wenn man nicht genau weiß, wie man reagieren soll oder vor allem wie der andere Verkehrsteilnehmer reagiert, macht Blickkontakt Sinn, so kann man sich non-verbal absprechen und entsprechend handeln.