Hier ein Artikel von Sigmund Haider zum interessanten Thema der Höhenkrankheit:
Im Laufe des 19. Jahrhunderts begannen die Menschen die Berge, speziell die Alpen, als unendliche Spielwiese ihrer Eroberungsgelüste zu entdecken. Im 20. Jahrhundert wurde die Bergwelt immer mehr als Spielplatz der Fun-Gesellschaft und als Outdoor-Event von findigen Marketingstrategen instrumentalisiert. Im 21. Jahrhundert schließlich werden die Alpen in einer Rückbesinnung auf wahre Werte wieder vermehrt als Kraftorte und geistig-seelische Energie-Tankstelle entdeckt. Eines ist geblieben – der Zustrom in die Berge ist ungebremst und … den Sehnsüchten der Bergbegeisterten auf Bergtouren standen und stehen die Gefahren der Berge gegenüber.
Die bekannteste medizinische Alpingefahr ist die Höhenkrankheit, auch Bergkrankheit genannt. Die meisten Gelegenheitswanderer irren in der Annahme, daß die Höhenkrankheit erst ab einer großen Höhe, etwa der Ersteigung eines Achttausenders im Himalaya, auftreten kann. Die Höhen- oder Bergkrankheit (terminus technicus AMS, d.h. „acute mountain sickness“) stellt sich vielmehr bereits bei Höhen ab 2500 Metern ein.
Laut wissenschaftlichen Studien ist die Höhenkrankheit gar nicht so selten und betrifft in etwa ein Drittel aller Bergwanderer. Als Alarmsignale für die Höhenkrankheit gelten hartnäckiger Kopfschmerz, Übelkeit, Atemnot, rauher Husten, Herzrasen, Schwindel und Nachlassen der körperlichen Leistungsfähigkeit. Wer diese Warnzeichen unterschätzt, riskiert ein Höhenlungen- und Höhenhirnödem mit tödlichen Folgen.
Die Ursache der akuten Höhenkrankheit sind der geringere Luftdruck und der niedrigere Sauerstoffgehalt der Luft in alpinen Höhenlagen. Der menschliche Körper versucht nun, den Sauerstoffgehalt mit schnellerer Atmung und höherem Ruhepuls zu kompensieren. Für eine bessere Sauerstoffversorgung des Körpers nimmt die Anzahl der roten Blutkörperchen zu, damit steigt jedoch das Risiko für Durchblutungsstörungen. Die Gefahr für ein lebensbedrohliches Ödem nimmt zu. Dann hilft nur noch der sofortige Abstieg in niedrigere Höhenlagen. Lassen die Symptome nicht nach, ist unbedingt ärztlicher Rat einzuholen.
Der landschaftlichen Schönheit der Berge stehen die Gefahren der Berge gegenüber, die nicht unterschätzt werden dürfen. Vor allem in organisierten Trekking-Gruppen verschweigen oftmals unbedachte Wanderer die Symptome einer sich anbahnenden Bergkrankheit, mit fatalen Folgen. Nicht nur die objektiven Gefahren – denken wir nur an das sich unter Umständen schnell ändernde Bergwetter – gilt es zu beachten. Ebenso wichtig sind die subjektiven Gefahren, die dem menschlichen Handeln entstammen und von richtigem Risiko-Management eingegrenzt werden können. Dann gilt auch für die gefährliche Höhenkrankheit: „Gefahr erkannt, Gefahr gebannt!“ Viele schöne Bergtouren und Bergtage in den Bergen der Welt wünscht ….
Sigmund Haider, www.bergschreiber.com
11.07.2014