News, News, News
Indien im Kampf gegen Terrorismus, Schwarzgeld und Korruption
Gestern Abend bin ich mit dem Nachtbus von Manali nach Delhi gefahren. Als der Bus zum Abendbrot unterwegs hielt, schaltete ich mein Handy an und mein Facebook überschlug sich förmlich als sich ein Post nach dem nächsten von meinen Indischen Facebook-Freunden aufbaute! Riesige Neuigkeiten: Denn gerade, am Abend des 8. Novembers 2016 kündigt der geliebte Premierminister Modi weitreichende Massnahmen an, um der Korruption, dem Terrorismus und dem Schwarzgeldmarkt kräftig entgenzuwirken. In wenigen Stunden um Mitternacht zum 9. November 2016 sind die gängigen 500 Rs und 1000 Rs Noten ungültig und nicht mehr wert als einfaches Papier.
Geldscheine werden zu wertlosem Papier
Bankautomaten und Banken sind für zwei Tage geschlossen, erst ab dem 10. November kann man in sehr limitierten Mengen die neuen 500 Rs und 2000 Rs abheben. Bisher waren die 500 Rs (ca. 8 Euro) und die 1000 Rs Noten die größten Währungseinheiten. 2000 Rs sind also eine Neuheit und machen Sinn. Die neuen Banknoten werden auch ganz anders aussehen. Ich bin gespannt.
Premierminister Modi macht einen großen Schritt
Meine Facebookfreunde sind begeistert und loben ihren geliebten Modi in höchsten Tönen und spotten über alle Schwarzgeldhändler. Nun ja, auch ich denke, es ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, aber wie bitte überlebe ich den nächsten Tag in Delhi ohne Geld? Zweifelnd schlafe ich im Bus ein und erwache am nächsten Tag in Delhi.
Persönliche Schwierigkeiten
Zunächst geht es einmal zur Metro, denn meine Metrokarte ist noch mit etwas Geld aufgeladen, damit komme ich wenigstens in das Stadtzentrum. Ich zähle mein Geld: Ich habe noch drei 1000 Rupien Scheine und einen 500 Rs Schein in der Geldbörse. Daneben nur noch ein paar 5 Rupien Geldstücke und zwei 50 Rupien Scheine.
Die Münzen und das Kleingeld bis 100 Rupien behählt seinen Wert und man kann weiter damit bezahlen. Blöd nur, dass das Kleingeld in Indien immer so schnell weg ist. Mit den 110 Rs komme ich nicht weit. Eine Taxi- oder Rikschahfahrt kostet deutlich mehr. Also die Metro. Tatsächlich ist es fast Glück, dass ich in Delhi bin. Denn Delhi ist modern und Kreditkarten werden akzeptiert. Bargeldlose Bezahlung ist nämlich kein Problem. Es geht um die Banknoten. Ich freue mich riesig, dass ich mit meiner Kreditkarte meine Metrokarte aufladen kann. Die Fahrt zum Flughafen ist also gesichert.
Dann gehe ich in ein besseres Südindisches Restaurant, von dem ich weiß, dass hier Kreditkarten akzeptiert werden. Auch in den Malls und Cafes geht alles mit Bargeldloser Bezahlung.
Wäre ich jetzt in Manali, hätte ich keine Chance, obwohl mir die Verkäufer dort sicherlich ihre Ware auch gegen Aufschreiben gegeben hätten. Denn in Manali kennt und vertraut man sich.
Was in Delhi nicht geht, sind Kleinigkeiten, wie an Straßenständen zu essen, frisches Obst oder Gemüse zu kaufen, oder einfach ein Wasser im nächsten Geschäft.
Die Geschäfte halten sich an die neuen Regelung und den kleinen Straßenhändlern die wertlosen 500 Rupienscheine anzudrehen wäre fast Betrug, denn man kann das wertlos gewordene Geld nur mit einem gültigen Bank-Konto eintauschen. Der normale Straßenhändler hat meistens gar keines und es kann sein, dass er auch noch gar nicht von den Neuigkeiten gehört hat.
Also muss ich heute auf kleinere Naschereien und Rikschafahrten verzichten und stattdessen etwas tiefer in die Tasche greifen und in teureren Restaurants meine Kreditkarte zuecken.
Gut, dass Modi sich dazu entschieden hat, erst nach Diwali die neue Maßnahme einzuführen. Denn bei mir gab es auch schon Zeiten, in denen ich über 100000 Rs in Bar bei mir zuhause liegen hatte, um Geschäftspartner zu bezahlen- das läuft in Indien eben oft noch in Cash, vorallem in der ländlichen Gegend.
Regelungen und Infos für Inder und ausländische Touristen
So sind es nur 3500 Rs, die ich als Ausländerin wahrscheinlich gleich am Flughafen eintauschen kann. Bis 5000 Rs ist das nämlich kein Problem. Auch kann man ab den 10.11 bis zum 30.12 bis zu 4000 Rs in Postämtern oder Banken gegen die neuen Noten eintauschen. Wer mehr einzutauschen hat, braucht ein eigenes Bank-Konto.
Ansonsten bleibt Bargeld in den nächsten Wochen erst einmal stark limitiert. Von der Bank bekommt man nicht mehr als 10000 Rs am Tag und 20000 Rs in der Woche. Von den Geldautomaten kann man zunächst einmal nur 2000 Rs (ca 30 Euro) und später 4000 Rs abheben. Dem Normalo-Inder macht das nichts, doch für ausländische Touristen kann es schwierig werden.
Denn gerade Unterkünfte, Restaurants und Geschäfte in Backpacker-Orten akzeptieren nur Bargeld und mit 4000 Rs kommt man nicht ganz so weit. Wer in den nächsten Wochen eine Reise nach Indien plant, nimmt lieber Euro zum Umtauschen oder Traveller Checks mit.
Staatliche Busse, Züge und Flüge können übrigens noch bis zum 10.11. mit den alten Banknoten bezahlt werden. Auch in Krankenhäusern und in Apotheken ist dies möglich.
Ich bin selbst bin gerade in einem Restaurant im Backpacker Viertel Pahar Ganj- Hier hat man mir versichert, dass ich auch mit meinen alten Banknoten noch mein Abendbrot bezahlen kann, ansonsten geht das aber nicht mehr. Gerade kratze ich die letzten Rupien für ein Internet-Cafe und eine Sprite zusammen. Das Sandwich, das ich mir gerade bestellen wollte, geht nicht, denn hier gibt es kein Kreditkartenlesegeraet.
Und warum das alles?
Indien steht auf der Liste der korruptesten Länder immer noch weit oben und viel schwarzes Bargeld wird unter den Betten von Beamten und reichen Businessmännern in Indien gehortet. Steuern werden umgangen- meist zu Lasten des kleinen Mannes. Auch läuft die Geldwäscherei in Indien auf Hochtouren. Wenn immer ich mit einem 500 oder 1000 Rupien Schein bezahlt habe, wurde dieser erst einmal mit einem prüfenden Blick kontrolliert.
Mit dem Schwarzgeld und den falschen Blüten wurde anscheinend der Terrorismus in und gegen Indien finanziert.
All das möchte Modi mit seiner Regierung und Unterstützung seiner Bevölkerung stoppen und hat deshalb innerhalb weniger Stunden und über Nacht die indische Rupie ungültig gemacht. Die neuen Geldscheine sollen deutlich komplexer und schwieriger zu fälschen sein.
Viel Glück damit, Indien. Ich bin froh, erst einmal für die nächsten Tage in Malaysia zu sein und freue mich dann auf das frische Geld.