Im Spiti Tal ist alles hoch. Der niedrigste Punkt liegt auf 3000 Meter, alles andere ist höher: Dörfer, Pässe, Berge, Klöster…
Ja, hier gibt es auch sehr viele Klöster, keine christlichen, sondern sogenannte buddhistische Gompas für Mönche und Nonnen. Denn die Menschen, die hier in dieser abgelegenen Hochgebirgswüste nahe der tibetischen Grenze wohnen, sind buddhistisch geprägt und meistens wird der zweitgeborene Sohn zu einer der uralten buddhistischen Klöster geschickt um dort eine Ausbildung als Mönch zuerhalten.
Die Gompas sind bis zu Tausend Jahre Alt und folgen zu meist der Gelupka Tradition. Hin und wieder kommt der Dalai Lama um eines der Klöster (neu oder alt) zuweihen oder eine Zeremonie abzuhalten.
Besonders lohnen tut sich der Besuch einer Gompa in den frühen Morgenstunden, wenn die Mönche in ihren roten Gewändern ihre stimmungsvollen Zeremonien mit Gesängen und Instrumenten abhalten!
Die Menschen Spitis leben überwiegend in kleinen und sehr hohen Dörfern- alle sind um die 4000 Meter hoch.
In Hikkim gibt es das höchste Postamt weltweit und das Dorf Kibber soll das höchste permanent bewohnte Dorf mit Elektrizität und Straßenanschlusss sein.
Wenn es im Winter bis zu -30 °C werden, ziehen die Bewohner der anderen Dörfer Spitis weiter hinab in das Tal am Spiti Fluss, nur die 80 Familien des Kibber Dorfes bleiben oben auf 4270 Meter!
Das Spiti Tal gehört zu dem Bergstaat Himachal Pradesh und ist vom Süden aus ganzjährig in zwei Tagen von Shimla über den Hindustan-Tibet Highway zuerreichen und vom Westen nur in den Sommermonaten über den Rothang und Kunzum Pass von Manali aus.
das kleine ca 120 km lange Tal beherbergt ca 15000 Menschen und zieht sich von Tabo bis zum Kunzum Pass.
Einige interessante Treks, wie der Pin-Parvati Pass Trek oder der Trek zum Tsomoriri See über den Parangla Pass, starten oder enden hier und es gibt auch den ein oder anderen schönen Gipfel, den man hier besteigen kann.
Ansonsten ist das Tal wegen seiner interessanten rauen Hochgebirgslandschaft mit Bergseen, Gletschern und reißenden Flüssen, sowie der einzigartigen Kultur und Lebensweise der Menschen, besonders reizvoll!
Jeep Safaris durch das Tal, aber auch Homestay Treks oder Fahrradtouren an, um das Tal und seine Menschen kennenzulernen.
Oder man macht es wie wir und lebt einfach für einige Tage in einem der Dörfer in einem Homestay.
Es war nämlich nicht nur wunderbar erholsam, einfach mal so für ein paar Tage ohne Internet, wenig Strom und ohne wirklich etwas zutun zuhaben, zuleben und gleichzeitig ein Teil dieser netten Dorfgemeinschaft zusein.
Auf unseren Spaziergängen durch das Dorf und über die Felder, wurden wir mit dem körperlich arbeitsreichen Alltag der Menschen vertraut!
Jede Familie besitzt hier ein paar Schafe, Esel, Yaks oder Mischlinge aus Kuh und Yak. Die Nutztiere helfen bei der Arbeit auf den Feldern, als Lasttiere, liefern Milch und sind auch Fleischlieferant während der langen und kalten Wintermonate.
Jeden Tag sind es andere Dorfbewohner, die gegen 8 Uhr morgens mit allen Tieren des Dorfes hoch in die Berge gehen um dort den Tag auf den Weiden zuverbringen. Am Abend gegen 6 Uhr treffen die Tiere wieder sicher im Dorf ein und werden schon von ihren Besitzern erwartet um sie zumelken und zufüttern.
Die Dörfler selbst arbeiten die meiste Zeit auf ihren Feldern. Hier werden Kartoffeln, Gerste und Erbsen angebaut.
Die Erbsen, die hier in der intensiven Höhensonne besonders süß und groß werden, werden zu guten Preisen verkauft, während die Gerste vorallem dem Eigenbedarf dient und sowohl der Herstellung von Alkohol, als auch eines nahrhaften Breis, der fast zu allen Tageszeiten gegessen wird.
Daneben ernähren sich die Menschen hier von Suppen, Milchprodukten, wie Jogurt und Käse und natürlich von Fleisch.
Hier sind es vorallem die Frauen, die die harte Feldarbeit verrichten, während die Männer unten in der Distrikthauptstadt Kaza einem Beruf nachgehen. Der einzige Bus fährt morgens früh um 8 Uhr von Kibber die 20 km nach Kaza und am Abend gegen 5 Uhr wieder zurück. Den Frauen sieht man die harte Arbeit in der Höhensonne auf den staubigen Feldern an, sehen sie doch fast 20 Jahre älter, als ihre Ehemänner aus!
Doch freundlich sind sie alle Mal. Auf unseren Spaziergängen durch die Felder, wurden wir immer wieder in einen kleinen Schwatz verwickelt und es wurden uns Händevoll Erbsen zum Naschen gereicht!
Die Menschen sind nicht nur buddhistisch, sondern leben ihren Glauben auch! Unser Haus-Vater im Homestay hat jeden Morgen für eine Stunde die heiligen Gebete gesungen, während die Hausmutter, mit einem Kohlefeuer das Haus ausräucherte.
Die älteren Dorffrauen, die zu alt zum arbeiten sind, sitzen Stunden lang in den kleinen Gebetsräumen uralter Gompas um zu heiligen Mantren, riesige Gebetsmühlen zudrehen um Frieden in die Welt zusenden.
Kibber selbst verfügt über mehrere Gompas, die zu einem Besuch einladen!
Hier gibt es auch eine kleine Schule, zu der die Schüler bis zur 10 Klasse gehen können. Eigens dafür wurde ein Lehrerhaus errichtet, in dem nun 5 ausgebildete Lehrer von außerhalb leben.
Sprechen tuen die Menschen hier eine Sprache, ähnlich dem tibetischen, aber man kann sich auch ein bisschen auf Hindi und noch ein bisschen weniger auf Englisch verständigen.
Mittlerweile ist der Tourismus auch bis nach Kibber gekommen. Einige Familie führen kleine Gasthäuser, andere sind Trekkingführer oder Pferdemänner und können sich so in den Monaten von Juli bis September etwas Geld nebenher verdienen. Denn die Sommersaison ist kurz, die Pässe öffnen erst spät im Jahr um Mitte Juli herum und schließen im September mit dem ersten Schneefall.
Mit Einbruch des Winters wird es noch etwas ruhiger und man hat Chancen neben den Blauen Schafen, Steinböcken, Murmeltieren und Adlern, die man schon im Sommer erspähen kann, sogar einen Schneeleoparden zu Gesicht zubekommen!
In den kühleren Abendstunden verbrachten wir oft die Zeit im Speisezimmer, wo wir auf Kissen an niedrigen Tischen saßen, schmackhafte Suppen aßen, spielten, malten oder einfach aus dem Fenster schauten!
Wir lebten wirklich komfortabel in unserem Homestay, mit eigenem Bad und heißem Wasser von Solarzellen.
Die meisten anderen Häuser im Dorf haben auch Solarzellen, denn die werden hier ordentlich vom Staat gefördert, den der normale Strom ist mehr weg, als da! Aber Badezimmer sucht man hier ansonsten vergeblich. Als Toilette dient ein Loch neben dem Kuhstall und sein Geschäft bedeckt man dann doch bitte mit Stroh und Kuhdung!!
Langweilig braucht einem übrigens nicht zuwerden, dann geht man einfach auf eine Wanderung, besucht die umliegenden Klöster, hilft den Frauen oder sammelt Fossilien! Ja, richtig gelesen! Die Fossilien liegen hier herum, wie Sand am Meer. Denn genau hier, vor der Formung des Himalayas (vor 500 Millionen Jahren), gab es einmal das Tethys Meer. Und so kommt es, dass die Gegend um Kibber herum, ein archäologisches Museum ist!