Mit Schritt-Für-Schritt Beschreibung wie man zu seinem Sitzplatz findet
Nach sechs Jahren in Indien habe ich insgesamt schon eine gute Strecke mit der indischen Railway zurückgelegt.
Das Zugticket
Denn auch wenn es nicht so ganz einfach ist, ersteinmal ein Zugticket zuergattern, so ist Zugfahren in Indien zeitsparend, günstig und authentisch.
Züge bitte soweit wie möglich im voraus buchen und dann am besten in einem Touristenort bei einem Agenten. Die 100 rs extra Komission sind eine gute Investition, denn man spart sich das lange Anstehen am Bahnhof.
Falls die gewünschte Verbindung jedoch ausgebucht ist (besonders an indischen Feiertagen, hat man oft keine Chance), dann kann man noch über die sogenannte Tourist-Quota Glück haben und am Touristen-Schalter einen der wenigen,für Touristen reservierten, Tickets bekommen. Dafür braucht man jedoch ein Touristen-Visum.
Im indischen Nacht-Zug
Meistens fährt man lange Strecken über Nacht und spart so nicht nur wertvolle Reisetage, sondern auch die Übernachtung im Hotel. Je nach Budget und Verfügung kann man sich in die Klasse seiner Wahl einbuchen und hat dann entweder einfach nur ein Bett in einem Wagon mit offenen Fenstern, oder sogar Bettwäsche, inklusive Kissen und Decke im klimatisiertem Abteil.
Je nach Zug, ist das Essen im Preis inkludiert oder eben nicht. Wenn nicht, kommen dennoch Bahnangestellte vorbei und verkaufen für wenig Geld im Zug zubereitete Speisen oder man kauft sich etwas auf den Stationen. Gerade bei einer Zugfahrt quer durch Indien, kann letzteres interessant werden, werden doch an jedem Bahnhof andere regional Spezialitäten zubereitet. Wasser, Saft, Tee oder Kaffee bekommt man überall und zu jeder Zeit, entweder im Zug oder am Bahnhof.
Daneben kommen auch „ illegale Verkäufer“ mit Vorhängeschlössern, Kartenspielen, Büchern, Seife und anderen billigen Artikel vorbei. Manche sind ganz nützlich, wie etwa die Papier Seife (kleine Papierblättchen mit Seife, die man dann gleich wegwirft).
Verschiedene Zug-Klassen
Es gibt die verschiedensten Zugklassen, die sich preislich und auch von der Ausstattung her stark unterscheiden. Mehr zum Thema „Zugklasse“ kann man hier nachlesen.
In „billigeren“ Zugabteilen trifft man auch auf viele Bettler, die durch den Zug wandern, an einer Station einsteigen und an der nächsten wieder aus. Dafür lohnt es sich, immer etwas Kleingeld griffbereit zuhaben.
Der Standard der Züge hat sich in den letzen Jahren verbessert. Mittlerweile gibt es in den ein oder anderem Zug sogar gefüllte Seifenspender auf den Toiletten und Mülleimer. Beiden kann man sich aber nie sicher sein. Wieder hängt es hier vom Zug und Abteil ab.
Auch gibt es ein Zugeingenes Putzteam, das während längere Zugfahrten für die nötige Sauberkeit auf den Toiletten sorgt, sowie ein Service Team, das mit Tee, Getränken und den verschiedensten Snacks und Gerichten vorbei kommt. Diese Gerichte sind hygenisch, geschmacklich ok und preisgünstig.
Die Züge sind meistens relativ pünktlich und man kann relativ gut schlafen. Zudem reist man wie die Inder und mit den Indern- es gibt also auch viel zuschauen und zuerleben, denn oft ist man der einzige Ausländer im Abteil und bekommt Indien ganz unverfälscht mit.
Im Zug von Delhi nach Haridwar
Ich sitze übrigens gerade in dem Zug von Delhi nach Haridwar und mache gerade selbst eine ganz neue Zugerfahrung!
Zum ersten Mal sitze ich in einem reinen „ Sitzzug“. Denn die Strecke ist kurz, keine Not für Betten.
Es gibt klimatisierte Abteile und die nicht klimatisierten einfacheren Wagons, wir haben uns für die erste Variation entschieden und ich muss sagen, es geht uns richtig gut hier!
Verstellbare Sitze, Beinfreiheit, ausklappbare Tische und Verpflegungsservice im Minutentakt. Es ist fast wie auf einem Langstreckenflug! Wir bekommen erst einen Saft und Wasser, dann sogar eine eigene Teekanne und schließlich ein mittelprächtiges Frühstück bestehend aus zwei Brotscheiben, Marmelade und zwei vegetarischen Bratlingen. Ganz ok eigentlich, wie Flugzeugessen auf indisch. Doch das Besteck ist echt.
Mein persönliches Highlight ist übrigens die Sprachdurchsage. Man kündigt uns nicht nur die Menüfolge an, sondern auch die Haltestellen- nicht üblich in indischen Zügen! Normalerweise muss man in indischen Zügen immer selbst schauen und aufpassen, wo man gerade ist und wann man aussteigen muss. Hier kommen alle Infos durch den Lautsprecher und selbst eine neue Tageszeitung befindet sich auf meinen Platz. Indien Railway, du näherst dich europäischen Standard an!
Und hier noch eine kleine Anleitung, wie man sich auf dem Bahnhof zurechtfindet und es sicher in sein Zugabteil und auf seinen Sitzplatz schafft:
1. Zum richtigen Bahnhof bringen lassen. Hört sich logisch an, doch in vielen Städten gibt es mehr als einen Bahnhof, in Delhi sogar mehr als vier, die für Reisende von Bedeutung sind!
2. Mit der Anzeigetafel in der Bahnhofshalle Zugnummer und Name des Zuges auf dem Ticket vergleichen um das Gleis herauszufinden. Die Anzeigetafel wechselt zwischen Hindi und Englisch, also etwas Geduld mitbringen.
3. Durch die Sicherheitskontrolle (jedes Gepäckstück muss durch den Scanner) und weiter zum Gleis laufen und sich das richtige Gleis von Passanten bestätigen lassen.
4.Auf dem Gleis gibt es eine elektronische Anzeigen, die den Ort der Wagons angeben.
Auf dem Ticket findet man immer das Zugabteil und den Sitzplatz. Das sieht in etwa so aus:
CNF/ A1 6 SU/
CNF bedeutet confirmed, es handelt sich also um ein bestätigtes Ticket. A1 ist der Wagon, 6 der Sitzplatz und SU beschreibt die Position des Bettes, also SIDE UPPER, das obere seitliche Bett.
Man muss also zur Anzeigetafel A1.
5. Neben den Eingängen der Wagongs sind Informationsblätter mit den Reisenden angeklebt. Am richtigen Wagon angekommen, bestätigt man am besten seinen Sitzplatz noch einmal, indem man nach seinen Namen sucht.
6. Dann geht es in den Zug und zu seinem Sitzplatz. Die Sitzplätze sind nummeriert und man verstaut sein Gepäck unterhalb des Sitzes. in Schlafzügen gehört zu jedem Sitzplatz auch ein Bett. Das Große Gepäck unter den Sitzen kann angekettet werden. Wertgegenstände sollten jedoch extra gepackt und damit geschlafen werden.
Irgendwann kommt auch der Schaffner vorbei. Der möchte das Ticket und den Reisepass sehen.
Gute Reise!
Anmerkung: Manchmal ist es nur möglich, Sitzplätze auf Warteliste zu erstehen. Es ist immer ein kleines Risiko involviert, das die Sitzplätze bis zur Abfahrt nicht bestätigt werden, aber alles bis Warteliste 10 sollte ok sein.