Verlässt man das Kullu Tal und biegt in das engere und wildere Parvati Tal gelangt man mit dem Auto nicht weiter als bis nach Barsheni, dem letzten Dorf, das noch per Fahrzeug erreichbar ist. Barsheni selbst ist nicht besonders schön. Seit einigen Jahren herrscht hier aufgrund eines geplanten Wasserkraftwerkes Baustelle und es ist hier eher staubig als landschaftlich reizvoll. Doch sobald man Barsheni auf einen kleinen, gut erkennbaren Pfad verlassen hat, zeigt sich der Himalaya hier von seiner schönsten Seite: Der sprudelnde Parvati Fluss, an dessen Ufern wir laufen, ist kristallklar, die hohen Bäume des tiefen Nadelwaldes wirken wie aus einem Märchen und die kleinen Dörfer könnten ursprünglicher nicht sein. Es wird Grass und Holz für den Winter gesammelt und zu jedem Haus gehört mindestens eine Kuh!
Folgt man diesen Pfad der immer sacht bergan geht, gelangt man nach etwa drei bis vier Stunden zu einer grünen Waldlichtung. Diese Lichtung ist bekannt unter dem Namen Khir Ganga.
Khir bedeutet Milchreis und Ganga Fluss. Also ein Fluss aus Milchreis. Tatsächlich ist es nicht Milchreis der fließt, sondern heißes Schwefelwasser fließt aus einer Quelle in zwei Becken. Je eines für Männer und eines für Frauen! Was gibt es angenehmeres als seine müden Glieder nach einer Wanderung im Himalaya, in ein heißes Bad zu tauchen. Und während man im heißen Wasser mitten im nirgendwo schwebt, kann man den wunderbaren Sternenhimmel mit seinen Millionen von Sternen bewundern. Selbst die Milchstraße ist zu erkennen!
In den Sommermonaten von April bis November, kann man hier ganz unkompliziert in einer der kleinen temporären Hütten Speisen und schlafen, sodass man hier gut ein paar Tage verweilen kann. Natürlich kann man auch sein eigenes Zelt und Kochutensilien mitnehmen.
Da dieser Ort sich zunehmender Beliebtheit erfreut, kann ich eine Wanderung nach Khir Ganga eher in der Nebensaison, besonders in den Monaten November und Dezember empfehlen. Dann hat man Khir Ganga fast für sich allein und der Ort wirkt noch magischer!
Tatsächlich gibt es hier oben auch mehrere Tempel zu ehren der Familie von Shiva und seiner Frau Parvati. Zusammen mit ihren Kindern Khartik und Ganesh hatte die Familie hier oben ihr zuhause. Und es heißt, das in dieser Zeit wirklich Milchreis geflossen ist!
Heute setzen die Einheimischen den Schwefel gleich mit Sahne, die als Götter-Speise gilt. Es lohnt sich also nicht nur körperlich hier ein Bad zu nehmen.
Folgt man einen kleinen Pfad für etwa 5 Minuten weiter hinauf, gelangt man zu einer Höhle. Hier soll Kartik gelebt und meditiert haben und ist jeden Tag für ein Bad zu dem entfernten Matalei See gelaufen, eine ordentliche Strecke, für die ich mehrere Tage benötige!
Man selbst kann in die Höhle. Hier herrscht eine ganz unglaubliche Energie und es lohnen sich ein paar Minuten in Meditation zu verbringen.
Der Weg von Barsheni nach Khir Ganga ist übrigens die erste Etappe des neuntägigen Pin Parvat Pass Treks, bei dem man für mehrere Tage den Fluss Parvati bis zu seiner Quellen, dem Matalei See folgt, dann den 5318 Meter hohen Pin Parvati Pass überquert und so in ein Seitental des Spiti Tales gelangt! Ein toller Trek!