Traditionelle indische Kampfkunst

Reist man nach Kerala, hat man nicht nur die Möglichkeit, eine beeindruckende Kalari (indische Kampfkunst)-Show zu besuchen, sondern kann diesen Sport in einem Ashram sogar erlernen.

Im folgenden Gastartikel von Raphael Gorschlüter kann man mehr über Kalari erfahren- denn es ist viel mehr, als nur ein Kampfsport!

Kalari

Kalaripayattu (kurz: Kalari) gilt als der Ursprung der Kampfkünste. Das Kalari System hat seinen Urpsrung in Südindien und beinhaltet neben der Kampfkunst Kalaripayattu auch das Kalari Chikitsa, ein Heilsystem. Beiden liegt das Wissen um Marmas und Nadis zugrunde.

Das Kalari System – Kampfkunst und Heilsystem

Das Marma-Nadi-System ist ein Jahrtausende-altes System von Energiepunkten (Marmas) und Energiebahnen (Nadis) des fein- wie grobstofflichen Körpers. Das Wissen von Marmas und Nadis wird schon in den ältesten indischen Überlieferungen erwähnt und systematisch beschrieben.

Jede auf diesem System basierende Kunst macht sich das Wissen individuell zunutze. Im Kalaripayattu, der Kampfkunst werden bespielsweise gezielt Marmas des Gegners getroffen, um diesen partiell oder auch vollständig außer Gefecht zu setzen. In der Heilkunst wird eben dieses Wissen um Marmas und Nadis angewendet, um durch Massage und spezielle Öle Blockaden zu lösen und den Energiefluss des Körpers wieder herzustellen.

Kalari Yoga mit dem Ursprung in der Kampfkunst

Kalari Yoga ist eine aus der Kampfkunst entstandene Form, die Bewegungsabläufe und Grundprinzipien des Kalaripayattu nutzt, um Körper und Geist zu synchronisieren und in Einklang zu bringen. Die Übungen im Kalari-Yoga aktivieren das Energiesystem, das Körper und Geist stark und vital hält.

Wie auch im Kalaripayattu gibt es im dazugehörigen Yoga-Stil neben zahlreichen waffenlosen Formen Elemente mit Waffen, wie dem Langstock, aber auch z.B. mit Messer und Schwerter. Die Ausführung der dynamischen und fließenden Yoga-Formen werden mit Konzentration auf präziser Bewegungsausführung durchgeführt. Der Einsatz von Waffen erfordert eine noch größere Konzentration und Körperkontrolle.

Die Formen enthalten viele Kampfsportelemente enthalten; Kombinationen aus Angriff und Verteidigung werden in ausgedehnten Bewegungen und synchronisiert mit dem Atem ausgeführt. Wichtige Elemente sind Kraft, Flexibilität und Ausdauer, sowie Konzentration und Gleichgewicht.

Der Anspruch an die Bewegungen und die Bewegungsausführung kann im Kalari Yoga stark auf die Bedürfnisse des Einzelnen angepasst werden. So ist Kalari Yoga für fast jeden geeignet, eine gute Grundfitness und die Bereitschaft eigene Grenzen zu erweitern, sollte allerdings Voraussetzung sein.

Wie auch im Kalaripayattu ist ein wichtiger Bestandteil des Kalari Yoga Meditation. Traditioneller Unterricht beginnt in der Regel mit einer Meditationseinheit. Mit der Zeit wird dies für fortgeschrittene Schüler ein immer wichtiger Teil der Routine.

Es gibt zahlreiche Kalari-Schulen, die jeweils unterschiedliche Stile unterrichten. So sehr sich diese nach außen auch zu unterscheiden scheinen, die Grundlagen des Kalari Systems sind immer die selben. Bei der Auswahl einer Schule sollte darauf geachtet werden, dass der/dem Lehrenden das Kalari-System bewusst ist und dies dem Unterricht zugrunde liegt. Ein grundlegendes Wissen des Lehrers in Kalaripayattu und Kalari Chikitsa, der Kampfkunst und der Heilkunst desselben Systems, sollte vorausgesetzt werden.

Über den Autor:

Raphael und Paulus Gorschlüter haben für mehrere Jahre in Kerala, Südindien gelebt und dort das Kalaripayattu gelernt. Ihr Meister, Satguru Dharmananda Hanuman Das, früher bekannt als Balachandran Nair, gilt als der älteste Meister der südlichen Kalari-Tradition. Gemeinsam leiten Raphael und Paulus das Kalari Center in der Nähe von Münster in Westfalen, wo sie Kalaripayattu und Kalari-Yoga für Kinder und Erwachsene unterrichten. Außerdem bieten sie dort traditionelle Kalari-Behandlungen (Kalari Chikitsa) an.

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