Wer schon einmal in Indien gewesen ist oder vielleicht die eine oder andere Dokumentation im Fernsehen gesehen hat, der weiß in Indien ist reich Bevölkert und besonders in den Städten herrscht großes Gedränge auf den Straßen. Eine weitere Besonderheit des Verkehrs in Indien ist natürlich die Fahrweise der Inder selbst. Hier heißt die Hauptverkehrsregel scheinbar, dass es keine Regel gibt und dass der Fahrer im größeren Fahrzeug immer Vorrang hat: Der Schwächere gibt nach!
Demnach ist es wichtig, und genau so machen es auch die Inder, dass man ein aufmerksamer Beobachter des Verkehrs wird, sich dem Strom anpasst und flexibel reagiert. Der Inder orientiert sich beim Fahren meist nur nach Vorne und nie nach hinten. Da wundert ein auch nicht die Beschriftung eines jeden Fahrzeugs: Bitte Hupen. Ja, in Indien darf uns soll sogar gehupt werden. Die Hupe dient zu Allem: Sie macht Aufmerksam auf einem selbst, gibt Anweisungen an andere Straßenteilnehmer, treibt voran und dient auch als Warnsignal!
Also, wie gesagt, am indischen Straßenverkehr teilzunehmen ist nicht ohne, in Delhi, der indischen Hauptstadt schon zusätzlich schwer und mit dem Fahrrad erst recht!
Nichts desto trotz reizte mich die Teilnahme an einer Sightseeing Tour mit dem Fahrrad durch Old Delhi schon lange!
Die Fahrradtouren in den frühen Morgenstunden von 6:30 bis 10 Uhr finden in verschieden Teilen Delhis statt und bieten den perfekten Rahmen Delhi und seine Menschen hautnah und authentisch erleben zu dürfen und dabei ein wenig Geschichte und Kultur der Hauptstadt erklärt zu bekommen.
Sie werden von dem Unternehmen Delhibycycle angeboten, das von einem niederländischen Fahrrad-Enthusiasten gegründet worden ist.
Das hinter dem Unternehmen ein Ausländer steckt, merkt man bei der Tour sofort: Alles ist perfekt organisiert und durchgeplant, die Tourguides sind gut ausgebildet und alles, von den Fahrrädern, die in einem sehr guten Zustand sind, bis hin zu den Uniformen der Guides ist in einem einheitlichen Orange!
Ich hatte die Möglichkeit an der Fahrradtour durch Old Delhi, den Ältesten und geschäftigsten Stadtteils Delhis teilzunehmen und möchte im folgenden meine Eindrücke schildern.
Pünktlich um 6:40 Uhr, nach einem kurzem Briefing zur Tour und der Sicherheit auf dem Fahrrad, startete unsere neunköpfige Gruppe mit unseren beiden Guides, einer ganz vorn, der andere hinten. In einer langen Schlange fuhren wir langsam hintereinander her und hatten gleich das erste Highlight, als wir durch den Schlachterhof fuhren. Es ging vorbei an einen Blutbesudelten Inder, der über seiner Schulter eine halbe Ziege trug! Nah wer jetzt nicht wach geworden ist!
Durch den Start am frühen Morgen sind die Temperaturen sehr angenehm und die sonst überfüllten Straßen noch lehr. Wir radelten am Turkman Tor vorbei, eines der fünf noch erhaltenen Stadttore Old Delhis und fuhren dann weiter durch enge Gassen. Immer wieder hielten wir an interessanten Punkten an. Hier erklärte uns unser Guide auf lockere Art die verschiedenen Sehenswürdigkeiten oder geschichtliche Ereignisse. Er zeigte uns Havelis (alte Stadthäuser), erklärte uns das friedliche Zusammenleben von Muslims und Hindus hier, wies uns auf die verwirrenden Kabelknäule hin, die überall in Old Delhi die Häuser miteinander verbinden und brachte uns schließlich zu der Fathepuri Moschee, eine Moschee, die von einer der vielen Ehefrauen des Mogulkönigs Shan Jahans im 14. Jahrhundert gebaut wurde. Von hier stießen wir zunächst auf den morgendlichen Blumenmarkt und dann auf Asiens größten Gewürz-marktes. Noch waren die Gewürzläden geschlossen. Doch schon hier, um 7 Uhr morgens, herrschte geschäftiges Treiben und Säcke voller Gewürze wurden hin und her getragen. Wir verließen unsere Fahrräder und folgten einer der Träger hinauf in ein Lagerhaus. Unsere sensiblen Nasen kribbelten von den Chili, Koriander und Kümmel Aromen und bis wir oben auf dem Dach des Hauses angelangt sind hatten wir ordentlich zu Niesen angefangen.
Wir befanden uns nun über den Dächern Delhis und hatten eine tolle Aussicht auf die ganze Stadt. In einiger Entfernung ragten die Jama Masjid (die größte Moschee Indiens) und das Rote Fort empor und sie schienen in dem Zarten Licht der aufgehenden Sonne wie aus einem Märchen aus Tausend und einer Nacht.
Unser Führer machte uns auf die vielen Taubenschwärme aufmerksam und erklärte uns, dass die Vögel zu ihren Besitzern gehören, die gerade ein Spiel mit ihnen Spielen. Und tatsächlich konnten wir auf den umliegenden Dächern Männer entdecken, die pfiffen und gurgelten um ihren Schwarm anzustiften, einen anderen Schwarm zu attackieren, damit sich diese vermischten und Möglicherweise bei einigen Tauben Verwirrung stiftete und damit den eigenen Schwarm zu vergrößern. Ein traditionelles Spiel, bei dem es um viel Geld geht!
Es ging wieder hinab und zurück auf unsere Fahrräder. Wir wurden angehalten, es den Indern gleichzutun und eifrig unsere Klingeln zu benutzen um uns einen Weg zu Bahnen. Vorbei ging es an Kühen, Obstwagen und älteren Männern die ihren Tee tranken. Was für eine wunderbare Weise sich fortzubewegen: Zügig kommen wir voran, sehen dabei allerhand ohne uns anstrengen zu müssen.
Wir stoppen für eine kurze Rast an einem Teeshop, dann geht es weiter vorbei am alten Bahnhof und vielen Lohnarbeitern die darauf warten, für den Tag beschäftigt zu , bis wir die berühmte Chandni Chowk, die Hauptstraße Old Delhis, erreichen. Der Name der Straße leitet sich von Chandra (Mond ab, da früher in der Mitte der Straße ein kleiner Kanal sich befand in dessen Wasser sich das Mondlicht spiegelte). Die Straße ist die direkte Verbindung zwischen der Fathepuri Moschee und des alten Forts in dem die früheren Mogul Herrscher lebten.
Die Straße ist bekannt für seine Straßen Snacks und zum Shoppen. Hier und in den Seitenstraßen findet man alles: von Schmuck, über Kleidung und Schuhen, über Bücher bis hin zu allen möglichen Lebensmitteln! Außerdem befindet sich hier ein Sikh Tempel, ein Hindu Tempel, ein Tempel der Jains und auch eine Kirche! Es ist also fast jede Religion hier vertreten!
Wir fahren weiter an der größten Moschee Indiens vorbei und landen schließlich bei Karim`s! Karim`s ist eines der ältesten und bekanntesten restaurants in Delhi. Es wurde vom Küchenmeister eines Mogulherrschers 1940 gegründet und ist berühmt für seine Ziegengerichte und Fladenbrote. Wir sind hungrig nach der elf Kilometer Tour und genießen das herzhafte Frühstück! Nach dem Frühstück geht es weiter. Es ist schon nach 9:30 Uhr und die Straßen merklich voller. Gar nicht so einfach sich hier noch einen Weg zu Bahnen. Doch schließlich erreichn wir unseren Ausgangspunkt pünktlich um 10:00 Uhr! Wow, was für ein Morgen!
Fazit: Das Fahrrad ist wohl die beste Art und Weise einen Ort wirklich kennen zulernen. Durch den frühen Start am Morgen ist das Wetter angenehm und die Straßen leer, trotzdem bedarf es etwas Mut und Konsequenz beim Radeln durch Delhis Straßen. Bei der Führung wurden uns versteckte Orte gezeigt und Dinge erklärt, die man sonst nicht erfährt oder zu sehen Bekommt.
Auf dieser Tour ist alles perfekt organisiert, die Guides sind unterhaltsam, Sicherheit steht an erster Stelle. Ein absolutes Muss für Abenteurer, Aktive und kulturell Interessierte!
Chalo! Reisen kann diese Tour entweder in eure organisierte Indienreise organisieren oder auch nur die Tour ohne extra Kosten buchen.