Vielen sind wahrscheinlich die kitschigen und übermäßig langen Bollywood Filme der Neunziger mit viel Tanz, Musik und Romantik (ohne Mundkuss, versteht sich!) ein Begriff.
Doch auch Bollywood verändert sich und so gibt es neben diesen typischen und sogenannten „Masala-Movies“ (Masala= indische Gewürzmischung. Indische Filme sind ein Mix aus Allem: Liebe, Kampf, Trauer, Tanz, Comedy), durchaus sehenswerte Filme mit hohem Niveau und Hollywood Charakter. Bett- und Kuss-Szenen sind schon lange keine Seltenheit mehr und immer öfter werden in den Filmen politische und gesellschaftskritische Themen angesprochen.
So wie in NH 10 (National Highway 10), den ich mir gestern Nacht im Kino in Delhi angesehen habe. Kurzweilig und sehr authentisch wurde die Problematik der Heiraten zwischen den verschiedenen Kasten in den ländlichen Regionen Utthar Pradesh und Hariyana (ärmere und ländliche Staaten Nordindiens) thematisiert.
Noch immer werden Verehelichungen zwischen den unterschiedlichen Kasten in den Familien nicht toleriert und oft wird das frisch vermehlte Paar von den Familien nicht nur ausgeschlossen, sondern auch umgebracht.
Und genau darum ging es in dem neuesten Bollyoodfilm, der kritisch dieses Problem darstellte.
Der Film selbst stimmte mich sehr nachgiebig und erschrak mich auch, nicht nur der vielen Gewaltszenen wegen, sondern weil das Problem des Kastenwesens noch so allgegenwärtig ist.
Ich kann jedem, der Indien besucht, nur empfehlen, sich einen Bollywood Film anzusehen. Ob typisch indisch mit viel Tanz und Gesang, oder eher kritisch, ganz egal, in jedem Fall gehört ein Besuch des Kinos in Indien zum kulturellen Programm dazu. In vielen Kino Sälen ist ordentlich Stimmung: Es wird mitgesungen, getanzt, geklatscht und ausgebuht!
Sorgen, den Inhalt nicht mitzubekommen, da der Film schließlich in Hindi läuft, braucht man sich in der Regel nicht zu machen! Zwar gehen Details verloren, aber worum es geht, bekommt man eigentlich immer schnell mit und zumeist sind die Sitznachbarn l gern zum übersetzen bereit!