Malana – ein abgelegenes Dorf im Himalaya,…

…das beste Haschisch und die älteste Demokratie der Welt

Es ist ein dreitägiger Marsch vom Kullu-Tal über den 3600 Meter hohen Chandrakani Pass bis in das Dorf Malana. Der Pass selbst bietet herrliche Aussichten auf die höchsten Berge der Region, bei gutem Wetter sind die beiden Sechstausender Deo Tibba und Indrassan gut sichtbar.

Nach dem Pass geht es steil bergab, fast 1000 Höhenmeter vertikal nach unten und dann erreicht man eines der wohl interessantesten Dörfer in Himachal Pradesh: Das 1700 Einwohner große Dorf Malana.

Über Malana erzählt man sich vieles und tatsächlich gibt es auch so einiges zu berichten. Doch welche Geschichten wahr, halb wahr oder schlicht erfunden sind, weiß wohl keiner so recht und die Dorfbewohner tragen kaum zur Aufklärung bei und hüllen sich in Schweigen.

Frauen in Malana

Sicher ist es wahr, dass Malana bis vor wenigen Jahrzehnten praktisch von der Außenwelt abgeschnitten war und so seine ganz eigene Kultur, Sozialstruktur, religiöse Rituale und ganz eigene Geschichten entwickeln konnte.

Und es stimmt auch , dass auf den Feldern um Malana herum der wohl weltweit beste Hanf angebaut wird, woraus die Malani (die Bewohner Malanas) die berühmte sogenannte „Malana Cream“  gewinnen, das Harz aus der Marihuana Pflanze. Es besitzt einen besonders hohen Öl-Anteil mit einem intensiven würzigen Aroma.

Das Zentrum Manalas

Aufgrund der isolierten Lage tief im Malana-Tal, entwickelten die Bewohner ihre ganz eigene Kultur mit eigener Sprache und eigenem Verwaltungssystem. Die Malani behaupten, das älteste demokratische System der Welt zu besitzen und man sagt, dass sie Nachfahren aus der Armee Alexander des Großen seien, die hier Asyl suchten. Wobei letzteres eher unwahrscheinlich scheint, stimmt es, dass die Dorfbewohner ein ganz besonderes „Regierungssystem“ besitzen mit einem Elferrat, dessen Entscheidungen niemals angezweifelt werden.

Doch die friedliche Abgeschiedenheit des Dorfes ist längst Geschichte.

Vor einigen Jahren wurde ein Wasserkraftwerk am Fluss Malana errichtet und nun führt eine 16 km lange Straße in die tiefen Schluchten des Malana-Tals bis hoch auf 2600 Meter zum Dorf.

Das Dorf Malana von der gegenüberliegenden Straßenseite

Zwar müssen die letzten paar hundert Meter zum Dorf auf der gegenüberliegenden Seite des Tals noch zu Fuß bewältigt werden, doch schon jetzt hat die Verbindungsstraße zur Außenwelt das traditionelle Dorfleben stark verändert.

Traditionelles Haus in Malana

Touristen strömen in das Dorf um die besondere Kultur und Sozialstruktur des Dorfes zu erleben, aber auch um die berühmte Malana Cream zu rauchen.

Doch auch wenn es Außenseitern gestattet ist, das Dorf zu besuchen, darf man die Dorfbewohner keinesfalls berühren. Kauft man etwas in den kleinen Lädchen, wird das Geld auf den Tisch gelegt und Hautkontakt vermieden. Kommt man einem Malani auch nur ein wenig zu nahe, wird man gleich ganz schreckhaft angeschaut und es wird ein Schritt zur Seite gemacht.

Anfassen ist nicht erlaubt!

Die Bewohner Malanas sehen sich als besonders rein und hochkastig, mit arischer Abstammung an. Sie folgen ihrem Gott Jamlu, von dem behauptet wird, dass er den Platz als erstes besiedelt hat und seine Regeln und Gebote eingeführt hat.

Fremde und vor allem Ausländer werden als unreine Rindfleischesser angesehen und Kontakt wird streng gemieden. Kein Besucher darf die wichtigen Tempel betreten.

Tempel in Malana

Mit Öffnung zur Außenwelt, vor der sich die Malani lange Zeit gewährt hatten, hielten nicht nur eine systematische Schulbildung, Satellitenschüsseln und verschiedenste Lebensmittel Einzug in das Dorf, sondern auch Verbrechen, Diebstahl und vor allem Verschmutzung.

Dorfbild

Vorher musste kein Malani seine Tür abschließen, man vertraute sich. Mit Einzug vieler Fremder hat sich das auf Vertrauen gebaute System verändert. Einige Malanis sind nun knallharte Geschäftsmenschen, die nicht nur ihre Kultur, sondern vor allem ihr hochwertiges Haschisch für viel Geld verkaufen. Ein jeder Dorfbewohner ist in dem Cannabis Handel einbezogen, selbst die Kleinsten sieht man während der Erntezeit im September die Marihunapflanzen zwischen den Händen reiben, um das wertvolle Harz zu gewinnen.

Das Tor zum Dorf Malana

Ein Versuch der Regierung die Bewohner zu einem Anbau von Erbsen zu bewegen schlug fehl, der Cannabis-Handel ist deutlich erträglicher.

Blick auf Malana

Waren die Häuser früher im traditionellen Stil aus Holz und Lehm gebaut mit einem stabilen Dach aus natürlichen Steinen, findet man nun immer mehr Betonbauten – die sind günstig und man braucht mehr Wohnfläche, immerhin hat sich die Einwohnerzahl in den letzten 40 Jahren verdreifacht. Ein großflächiges Feuer im Januar 2008 hatte zudem ein Großteil der traditionellen Holzhäuser zerstört, welche durch einfachere Häuser mit Wellblechdächern ersetzt wurden.

Neu erbauter Tempel in Malana

Doch vor allem der Müll zerstört das Bild des Dorfes. Verpackungen, Plastik, leere Flaschen soweit das Auge reicht. Überall. Verübeln kann man es den Dorfbewohnern kaum. Immerhin hatten Sie mit dem Problem des Mülls bis vor wenigen Jahren nichts zu tun. Damals war der gesamte Abfall rein organisch, den konnte man einfach wegwerfen und verrotten lassen. Mit dem Kontakt zur Außenwelt kam auch der industrielle Abfall und der verrottet nicht so einfach.

Spielende Kinder in Malana

Nein, wirklich wohl fühlt man sich in Malana nicht, wenn man mit ablehnenden Blicken von oben herab gemustert wird, große Bögen um einen gemacht werden, die Kinder ungewaschen zwischen den Häusern spielen und sich der Müll über das ganze Dorf verteilt. Von überall weht ein Haschgeruch, wenn man kein Marihuana-Konsument ist, ist das auch nicht ganz so angenehm. Nein, schön ist es hier nicht.

Aber interessant allemal und der drei- bis viertägige Trek durch die Himalaya-Region, mit seinen tiefen Wäldern, grünen Weiden, auf denen Schafherden grasen, der markante Chandrakani Pass, die weißen Gletscher in nicht allzu weiter Ferne, letzten Endes auch die saftig grünen Hanffelder und die in traditionellen gekleideten und vom Wetter gezeichneten Malana-Frauen schaffen ein wunderbares Himalaya-Erlebnis.

Camp im Malana Tal

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