… tönt es von überall während der Langstrecken-Zug von Delhi nach Jodhpur seinen Halt in am Bahnhof Jaipur macht.
„Chai“ übersetzt aus dem Hindi bedeutet „Tee“ und kann sowohl „schwarz“ (oder rot, wie manch einer sagen würde), als auch mit Milch serviert werden.
Masala Chai
Je nach Region in Indien herrschen andere Vorlieben der Zubereitung und oft wird der Tee stark gesüßt mit verschiedenen Gewürzen und Ingwer serviert. Dann nennt man in Masala Chai und kommt der westlich nachgeahmten Version „Chai Latte“, die in Cafés serviert werden, wohl am nächsten.
Der Chai für Inder ist wie der Kaffee für uns Deutsche und gleichzeitig noch so viel mehr!
Er ist das erste was man am Morgen trinkt, kann mit etwas Gebäck eine Mahlzeit ersetzen, dient dem „Time Pass“ (Zeitvertreib) und über eine gute Tasse Chai werden oft Neuigkeiten ausgetauscht und angeregt geplaudert.
In jeder Straßenecke findet man den noch so kleinsten Chai Shop und der Chai Walla (der Mann, der den Chai zubereitet) lässt das schwarze Teepulver lange in der frischen Kuhmilch mit Ingwer, schwarzen Pfeffer, grünem Kardamom und Zimt und natürlich Zucker aufkochen und bringt ihn zum Schäumen. Dafür wird der Tee mehrmals mit einer Kelle aus beträchtlicher Höhe immer wieder in den Topf gegossen.
Oft bekommt man dann das reichhaltige Getränk in einem winzigen Glas serviert.
Cheers.
Chinesischer Tee und Assam Tee
Wenngleich die Briten für den kommerziellen Teeanbau gesorgt und das Tee trinken in Indien beliebt gemacht haben und es riesige Teeplantagen in den Himalaya Regionen, Südindien und den Nordosten gibt, stammt der berühmte Assam Tee tatsächlich auch ursprünglich aus Indien und wurde schon viele Jahre vorher von dem Singpho Stamm aus dem nordöstlichen Indien in Assam getrunken.
Neben dem chinesischen Tee ist es die zweite Teesorte die nun weltweit kultiviert und getrunken wird.
Geschichte des Assam Tees
Dem Briten Robert Bruce wurde 1823 das erste Mal eine Tasse Assam Tee vom Bessa Gam, dem Häuptling des Singpho Stammes serviert. Bruce, ganz überrascht, dass es auch Teepflanzen in diesem teil der Welt gab, ließ sich Samen und Pflanzen geben und so wurde der Teeanbau in Indien kultiviert.
Noch heute verarbeiten die Angehörigen des Singpho Stammes ihren Tee selbst auf die traditionelle Weise per Hand. Einzig die Teebäume wurden auf „Pflückerfreundiche“ Höhe gestutzt. Nachdem die Teeblätter gepflückt wurden, werden sie über einem Feuer langsam getrocknet und dann fest in Bamboo verpackt um dann für ein paar Tage geräuchert zu werden. So bleibt der Tee trocken und haltbar.
Der rauchige Tee wird traditionell ohne Milch und Zucker noch immer in den Regionen der Singpho serviert. Er soll wegen seiner Antioxidantien sehr gesund sein und die Ursache für die geringen Fälle von hohem Blutdruck, Diabetes und anderen Krankheiten unter den Singphos.
Teeanbau in Indien
Für den Teeanbau braucht es tropisch warmes Klima mit viel Regen. Regionen wir der Nordosten Indien, sowie Südindien sind also ideal. Während der Teeanbau in Kerala überwiegend an den Hängen der Westerghats stattfindet, wird der Tee in Assam im Flachland angebaut. Die Teeplantagen sind teils in Besitz von großen Unternehmen wie Tata oder im Privatbesitz von Großgrundbesitzern oder kleineren Farmern. Dabei ist das Land zumeist für 100 Jahre gemietet.
Der Tee wird von den Besitzern selbst in ihren eigenen Fabriken verarbeitet oder kollektiv gesammelt und dann verarbeitet.
Bei Betrieben wie Tata, wird den Mitarbeitern neben Unterkunft, auch ärztliche Versorgung und Kinderbetreuung zur Verfügung gestellt.
Oft sind es die Frauen die den Tee mit ihren flinken Händen pflücken. Minimum 25 kg Teeblätter am Tag, dafür gibt es dann ca 300 rs (4 Euro). Für jedes weitere Kilo gibt es 2 Rupien extra.
Die Männer arbeiten oft in den Fabriken oder kümmern sich um das beschneiden der Teepflanzen.
Teepflücken
Der Tee kann fast das ganze Jahr gepflückt werden, bis auf wenige Monate im trockenen Winter. Dabei werden die obersten grünen Blätter alle 7 bis 15 Tage gepflückt. In manchen Gebieten wird der Tee auch mit den Scheren gesammelt, was die Qualität des Tees etwas beeinträchtigt.
Die Teebäume sind auf 1,2 Meter gestutzt, dass sie für die Pflückerin bequem erreichbar sind.
Alte Teebäume werden nach 30 bis 100 Jahren mit frischen Teebäumen ersetzt, davor werden die Böden gedüngt.
Verarbeitung des Tees
Der sogenannte CTC Tee ist der am meisten hergestellte Tee in Indien CTC steht für „Crushing, Tearing, Curling“ (Stampfen, Reißen, Rollen) und es ist der berühmte Schwarztee den man überall in verschiedenen Qualitätsstufen bekommt.
Der Tee wird nach dem Pflücken in großen Windanlagen für 10 bis 14 Stunden getrocknet um die Feuchtigkeit an der Blattoberfläche zu entfernen. Die nun weicheren und Gummiähnlichen Blätter werden dann in den nächsten Maschinen in mehreren Schritten zerkleinert und gerollt (CTC) um anschließend in einem gesonderten Raum zu fermentieren. Durch die Oxidation bekommt der Tee hier seine Farbe und Geschmack.
Nun wird der Tee noch einmal ordentlich für ca. 25 Minuten bei 50 bis 105 Grad Celsius getrocknet. Nur noch 2-3 Prozent Feuchtigkeit bleiben erhalten. Anschließend wird der abgekühlte Tee anhand der Größe und Form des Tees in verschiedene Qualitätsstufen unterteilt und Abfallprodukte aussortiert. Der minderwertige Teestaub findet übrigens meistens seinen Weg in die Teebeutel.
Der fertige Tee wird in Luftdichte Container gefüllt, dann verpackt und zum Verkauf versendet.
Jeden Tag werden Geschmacksproben des fertigen Tees genommen und die Qualität bestimmt.
Weißer Tee, Grüner Tee, Schwarzer Tee
Ob weiß, grün oder schwarz- die Teepflanze ist die Gleiche, nur die Blätter und Verarbeitung unterscheiden sich.
Für den weißen Tee werden nur die obersten 2-3 Blätter gepflückt und dann sofort getrocknet und nicht oxidiert. Auch für den Grünen Tee findet keine Oxidation statt. Die obersten Blätter werden nach dem Pflücken sofort abgebrüht und dann getrocknet.
So, ich genehmige mir jetzt erst einmal ein schöne Tasse Masala Chai.
Dafür koche ich 1 Teelöffel schwarzen Tee mit halb Wasser, Halb Milch, sowie geraspelten frischen Ingwer, Pfeffer, Zimt und grünen Kardamom auf. Auch Lorbeerblätter, Fenchel Samen und Nelken geben einen tollen Geschmack- sei kreativ!
In Munnar und Assam kann man übrigens wunderbar durch die Teegarten spazieren und Teefabriken besuchen, wo man alles rund um den Tee aus erster Hand erklärt bekommt.